Cargoes: The Materiality of Connectivity in Motion Across the Indian Ocean

Cargoes: The Materiality of Connectivity in Motion Across the Indian Ocean

Organizer
Burkhard Schnepel (Max-Planck-Institute for Social Anthropology / Martin Luther University Halle-Wittenberg), Julia Verne (University of Bonn)
Venue
Harnack-Haus: The Conference Venue of the Max Planck Society, Ihnestr. 16-20
Location
Berlin
Country
Germany
From - Until
03.10.2019 - 05.10.2019
Website
By
Bettina Mann

Die Konferenz wird im Rahmen des am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (MPI) angesiedelten Fellow-Programms „Connectivity in Motion – Port Cities of the Indian Ocean“ unter der Leitung von Max-Planck-Fellow Burkhard Schnepel organisiert. Im Mittelpunkt der Konferenz stehen „Cargoes“, also Dinge, die transportiert und danach oft, aber nicht immer, verkauft werden. Wie stellt der Austausch und Konsum dieser Dinge Verbindungen zwischen Menschen, Gruppen, Regionen, Nationen und ganzen Kontinenten her?

Indian Ocean Studies: Globalisierung ist kein Phänomen der europäischen Moderne

Wasser und Schifffahrt ermöglichen den Transport und Austausch von Gütern, Menschen, Tieren, Ideen, Religionen, politischen Systemen und Sprachen. Sie stellen damit über riesige Entfernungen Verbindungen her, die es auf dem Landweg gar nicht oder nur sehr viel beschwerlicher geben könnte. „Unter diesem Aspekt ist die Beschäftigung mit dem Indischen Ozean besonders interessant,“ sagt Burkhard Schnepel, Professor für Ethnologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Fellow am MPI in Halle. „Der Indische Ozean wird seit mehr als 5000 Jahren als Transportweg genutzt. Dadurch sind immer wieder neue Verbindungen zwischen Afrika, Asien und Australien entstanden.“ Anders als bei klassischen Regionalstudien geht es in Schnepels Forschungsprojekt „Connectivity in Motion – Port Cities of the Indian Ocean“ weniger um einzelne Regionen und Orte als vielmehr um die Bewegungen zwischen den Hafenstädten und um die Art der Konnektivität, die sie innerhalb der Makroregion des Indischen Ozeans ermöglichen. „Durch die interdisziplinäre Ausrichtung unseres Projekts und durch die historische Perspektive können wir beispielsweise zeigen, dass die Globalisierung – der interkontinentale Austausch von Menschen, Gütern und Ideen – kein neues Phänomen des 20 Jahrhunderts oder der europäischen Moderne ist. Die sogenannte Proto-Globalisierung – also die Zeit ab etwa 1500 – fand ganz entscheidend auch in derjenigen Weltgegend statt, die wir heute als Global South bezeichnen. Und der Indische Ozean war hier über Jahrhunderte hinweg der wichtigste maritime Austausch- und Kommunikationsraum.“

Material Turn: Der Blick auf die Dinge und wie die Tasse zu ihrem Henkel kam

In den Vorträgen auf der Konferenz „Cargoes: The Materiality of Connectivity in Motion Across the Indian Ocean“ wird es hauptsächlich um die Frage gehen, wie die materiellen Dinge, die als Cargos zwischen den Häfen hin- und hertransportiert wurden, Menschen und soziale Beziehungen beeinflusst haben. „Wir beschäftigen uns ganz bewusst nicht nur mit Waren, die gehandelt werden können“, sagt Schnepel. „Wir wollen den Blick erweitern, um auch den symbolischen Austausch von Geschenken und von nicht kommerziellen Dingen analysieren zu können.“ Diese Betrachtung der Dinge hilft Forschern ganz unterschiedlicher Disziplinen, sozio-kulturelle, ökonomische, religiöse und politische Beziehungen zu verstehen und zu erklären. Schnepel: „Bis vor einigen Jahren haben sich Ethnologen in erster Linie mit Themen wie Religion, Ritualen oder Verwandtschaftsverhältnissen befasst. Die Beschäftigung mit den alltäglichen materiellen Dingen des Lebens galt vielen als zweitrangig. Das hat sich im Zuge des sogenannten „material turn“ geändert.“ So kann man beispielsweise anhand von Produkten wie indischen Textilien, chinesischem Porzellan oder Gewürzen zeigen, dass sie in unterschiedlichen sozialen Kontexten eine völlig unterschiedliche Bedeutung und Wirkung haben: In den Herkunftsländern waren sie häufig nichts Besonderes. Hatten sie aber erst einmal den Weg über den Ozean zurückgelegt, wurden sie nicht selten zum Luxusgut mit dessen Gebrauch ein bestimmter sozialer Status verbunden war. Schnepel: „Die genaue Betrachtung von materiellen Dingen lohnt sich also durchaus, um etwas über die Menschen zu erfahren, die sie herstellen, transportieren, nutzen oder besitzen.“ Manchmal ändert sich durch den Transport aber nicht nur die Bedeutung, sondern die Dinge ändern sich selbst: Die Porzellantassen aus China hatten ursprünglich keine Henkel. Erst durch den Export nach Europa haben sie im Lauf der Zeit ihre Form geändert. „Weil die Europäer im Gegensatz zu den Chinesen ihren Tee gern heiß trinken,“ erklärt Schnepel.

Drastischer Wandel in der Neuzeit: Mit den Europäern kam die Gewalt
Die Organisatoren Burkhard Schnepel und Julia Verne, Professorin für Geographie an der Universität Bonn, wollen mit der Konferenz zur weiteren Etablierung des in Deutschland relativ wenig beachteten Forschungsfeldes der „Indian Ocean Studies“ beitragen. Schnepel: „Mit unserem ethnologisch-historischen Ansatz können wir anhand von archäologischen Funden, Archivstudien und empirischer Feldforschung viel zum Verständnis der Verbindungen innerhalb der Makroregion des Indischen Ozeans beitragen. Gerade die Zusammenarbeit von Historikern und gegenwartsbezogenen Regionalexperten zeigt anhand von zahlreichen Studien auf der Mikroebene, wie die Austauschbeziehungen gewachsen sind und welche Bedeutung sie in der Gegenwart haben.“ Indian Ocean Studies tragen aber auch dazu bei, die eurozentrische Sicht auf die Welt zu korrigieren und zu relativieren. „Der Fernhandel hat einen wichtigen Ursprung im Indischen Ozean, nicht etwa in Europa,“ sagt Schnepel. „Und noch etwas können wir durch historische Studien dieser Region zeigen: Die Handelsbeziehungen basierten im Wesentlichen auf friedlichem Austausch. Erst als die Europäer im 16. Jahrhundert mit ihren Kanonenbooten kamen, begann die Ausbeutung der Welt mit militärischer Gewalt.“

Erforschung des globalen sozialen Wandels

Das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung ist eines der weltweit führenden Forschungszentren auf dem Gebiet der Ethnologie (Sozialanthropologie). Es hat seine Arbeit 1999 mit den Gründungsdirektoren Prof. Dr. Chris Hann und Prof. Dr. Günther Schlee aufgenommen und 2001 seinen ständigen Sitz im Advokatenweg 36 bezogen. Mit Ernennung der Direktorin Prof. Dr. Marie-Claire Foblets im Jahre 2012 wurde das Institut um eine Abteilung zum Themenfeld ‚Recht & Ethnologie‘ erweitert. Forschungsleitend ist die vergleichende Untersuchung gegenwärtiger sozialer Wandlungsprozesse. Besonders auf diesem Gebiet leisten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Institutes einen wichtigen Beitrag zur ethnologischen Theoriebildung. Sie befassen sich darüber hinaus in ihren Projekten oft auch mit Fragestellungen und Themen, die im Mittelpunkt aktueller politischer Debatten stehen. Am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung arbeiten gegenwärtig 230 Wissenschaftler aus über 30 Nationen. Darüber hinaus bietet das Institut zahlreichen Gastwissenschaftlern Raum und Gelegenheit zum wissenschaftlichen Austausch.

Programm

Thursday, 3rd October 2019

16.30 – 17.00 Registration and ‘Meet-and-Greet’

17.00 – 17.15 Welcome Address by Chris Hann, Director of the MPI for Social Anthropology, and Organizational Matters by the Organizers

17.15 – 18.00 Burkhard Schnepel
Cargoes: Introduction to the conference theme

18.00 – 18.45 Evening Lecture: Timothy Brook
University of Vancouver
Carrying Stone to Sri Lanka: An intercultural history of the Galle Stele

19.00 – 20.00 Dinner

20.00 Wrap-up and discussion

Friday, 4th October 2019

Chair: Ulrike Freitag (Leibniz-Centre Modern Orient, Berlin)

9.15 – 10.00 Tansen Sen
New York University Shanghai
Giraffes and Elephants: Gift cargoes and their afterlives in the Longue Durée history of the Indian Ocean

10.00 – 10.45 Edward A. Alpers
University of California, Los Angeles
Cattle on the Hoof: The Mozambique Channel provisioning trade in the nineteenth century

10.45 – 11.15 Coffee break

Chair: Boris Wille (Martin Luther University Halle-Wittenberg)

11.15 – 12.00 Karl-Heinz Kohl
Goethe University Frankfurt
The Elephant with the Seven Tusks: From cargo to myth

12.00 – 12.45 Hanne Schönig
Martin Luther University Halle-Wittenberg, Halle
Arab Perfumes and the Indian Ocean Trade in Animal-derived Aromatics: The case of Civet (zabād)

13.00 – 14.00 Lunch break

Chair: Hermann Kulke (Christian Albrechts University, Kiel)

14.15 – 15.00 Lisa Krieg
University of Bonn
Geckos on the Move: Transitions and translations of a small cosmopolitan reptile

15.00 – 15.45 Pedro Machado
Indiana University, Bloomington
Littoral Luminescence: Pearls, shell and cargoes of the sea in the Indian Ocean

15.45 –16.15 Coffee break

Chair: Ildikó Bellér-Hann (University of Copenhagen)

16.15 – 17.00 Vera-Simone Schulz
Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max Planck Institute, Florence
Cargo, Connectivity, and Containers: Art historical considerations of the ‘Swahili Corridor’ as contact zone

17.00– 17.45 Prita Meier
New York University, New York
A Sea of Things: Swahili coast postcards in global circulation

18.00 – 19.00 Round Table Discussion ‘Abrahams Luggage’
Participants: Julia Verne (Chair), Elizabeth Lambourn (De Montfort University, Leicester), Iain Walker (Martin Luther University Halle- Wittenberg), Kai Kresse (Leibniz-Centre Modern Orient, Berlin)

19.00 – 20.00 Dinner

20.00 Wrap-up and discussion

Saturday, 5th October 2019

Chair: Chris Hann (Max Planck Institute for Social Anthropology, Halle)

9.15 – 10.00 Michael Jansen
Research Centre Indian Ocean, Muscat, Oman
Portuguese Cargoes in the Sea of Oman, 1506-1650

10.00 – 10.45 Muati-al-Muati
Office of the Adviser to His Majesty the Sultan for Cultural Affairs, Oman
Maritime Heritage of Oman

10.45 – 11.15 Coffee break

Chair: Robert Parkin (Oxford University)

11.15 – 12.00 Kunbing Xiao
Southwest Minzu University, Chengdu
The Flow of Bohea: From the deteriorated tea to the major product in the seventeenth to nineteenth century global tea trade

12.00 – 12.45 Mareike Pampus
Max Planck Institute for Social Anthropology, Halle
From Cargo to Characteristic: Trade and translation of beads and beadwork in Penang

13.00 – 14.00 Lunch break

Chair: Jean-Claude Galey (EHESS, Paris) Anu Krishna

14.15 – 15.00 Anu Krishna
Max Planck Institute for Social Anthropology, Halle
Scent, Savour and Semblance: ‘Alleppey Green’ in the Indian Ocean world

15.00 – 15.45 Rupert Neuhöfer and Hannah Pilgrim
University of Bonn
The Journey of Cloves: Historical trajectories and new dynamics of marketization

15.45 – 16.15 Coffee break

Chair: Peter Kneitz (Martin Luther University Halle-Wittenberg)

16.15 – 17.00 Steven Serels
Martin Luther University Halle-Wittenberg, Halle
The History of Red Sea Salt in Indian Ocean Trade

17.00 – 18.00 Julia Verne
Afterword and Conference Wrap-up

18.00 – 18.30 Burkhard Schnepel and Julia Verne
Pre-Publication Talk

19.00 – 20.00 Dinner

20.00 Pre-Publication Talk

Contact (announcement)

Prof. Dr. Burkhard Schnepel
Max-Planck-Fellow-Group ‚Connectivity in Motion’
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 55-24190
Email: bschnepel@eth.mpg.de


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Published on
28.09.2019
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English, German
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