A. Pagden: Peoples and Empires

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Title
Peoples and Empires. Europeans and the Rest of the World, from antiquity to the present


Author(s)
Pagden, Anthony
Published
Extent
216 S.
Price
€ 12,65
Reviewed for Connections. A Journal for Historians and Area Specialists by
Peer Schmidt, Philosophische Fakultät, Universität Erfurt

Die Geschichte von Großreichen gehört wohl zum Grundkanon historischer Themen. Und gerade wir erleben in unseren Tagen die Grenzen von Großmacht und Großmachtphantasien. Anthony Pagden, der Autor des kleinen, hier anzuzeigenden Bändchens, hat sich in mehreren seiner Werke mit der Legitimation und den politischen Ideen von Imperien beschäftigt, so z.B. in seinem viel beachteten Werk „Lords of all the World. Ideologies of Empire in Spain, Britain and France, c. 1500-1800“ (Yale 1995).

Angesichts der bisherigen Arbeiten dieses ausgewiesenen Autors greift man mit gewissen Erwartungen zu dem schmalen Buch, das dieser mit dem Satz einleitet: „This is a very short book on a very big subject – so big indeed that it could simply be described as the history of the World“ (S. VII). Von der Antike bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckt sich denn auch – sieht man von einem perspektiv angelegten Schlusskapitel ab – im Kern der zeitliche Blick. Im Raster des Autors tauchen auf ca. 200 Seiten dabei fast ausschließlich europäisch-atlantische Großreiche auf. Hierbei interessiert Pagden insbesondere das Problem, wie Großreiche im Innern Zusammenhalt schufen und sich nach außen abgrenzten. Die von den jeweiligen Imperien stets gewählte Selbststilisierung, sie repräsentierten die Zivilisation und ihr Gegenüber sei dagegen als kulturell rückständig zu betrachten, bildet so etwas wie den roten Faden dieser Publikation. Der krassesten Form der zwangsmäßigen Inklusion in ein Imperium, der Sklaverei, widmet Pagden ein eigenes Kapitel.

Wenn auf wenigen Seiten das antike Griechenland, Rom, Karl V. bzw. das Habsburgische Imperium sowie die Sklaverei neben manchem anderen behandelt werden, so müssen unweigerlich Lücken entstehen. Zwar versteht der Autor es, zuzuspitzen, doch allzu Vieles bleibt doch oberflächlich. Das Büchlein reißt vieles an, ohne es letztlich in die Tiefe zu treiben. Zu jedem der Reiche findet sich eine reiche Forschungsliteratur, von der Pagden jeweils vor allem die neuesten Titel heranzieht, was beileibe nicht als Zeichen erschöpfender Behandlung gelten kann. Und dennoch werden, wenn es um die Habsburger Monarchie im 16. Jahrhundert geht, neuere Ergebnisse kaum angesprochen. Ohnehin dominiert die angelsächsische Literatur. Das Bild zur Sklaverei kann allenfalls einige wenige Bemerkungen beinhalten. Gelegentlich schleichen sich auch unklare Formulierungen ein, wie: „The empire of Charles V was not only Roman, it was also Holy“, wobei der ursächliche Zusammenhang vage bleibt (S. 69); oder: „When, [...], Napoleon had himself crowned by Pope VII he formally assumed the role that the Holy Roman emperor had once held“ (S. 137). In dieser knappen Form ist die Aussage glatt „schief“, ganz abgesehen davon, dass Franz II. erst 1806 abdankte. Immer wieder erwartet der Leser die etwas intensivere Behandlung der im Klappentext aufgeworfenen Fragen „How did groups of peoples transform into the massive states we call empires? What part does migration have to play in their development?“ – weiterreichende Perspektiven werden dem Leser jedoch kaum eröffnet.

Etwas ratlos, ja enttäuscht legt man das Bändchen schließlich zur Seite. Es gehört nicht gerade zu den überzeugendsten Werken dieses ansonsten immer wieder durch außerordentlich anregende Texte hervorgetretenen Autors.

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11.02.2005
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