Osteuropa (post)kolonial: Erfahrungen, Vorstellungen, Forschungsperspektiven

Osteuropa (post)kolonial: Erfahrungen, Vorstellungen, Forschungsperspektiven

Veranstalter
Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft
PLZ
35037
Ort
Marburg
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
26.01.2023 -
Deadline
31.05.2023
Von
Felix Köther, Digitale Forschungs- und Informationsinfrastrukturen, Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft

Osteuropa (post)kolonial: Erfahrungen, Vorstellungen, Forschungsperspektiven

Das Portal "Copernico. Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa" (https://www.copernico.eu) ruft auf zur Einsendung von Beiträgen für den neuen Schwerpunkt "Osteuropa (post)kolonial. Erfahrungen, Vorstellungen, Forschungsperspektiven".

Eastern Europe (post)Colonial: Experiences, Ideas, Research Perspectives

The portal "Copernico. History and Cultural Heritage in Eastern Europe" (https://www.copernico.eu) calls for submissions for the new key topic "Eastern Europe (post)Colonial. Experiences, Perceptions, Research Perspectives". It will address the questions of where Eastern Europe can be located within the debate on (post)colonial traditions, which colonial practices can be identified 'from the outside' and which colonizing relations can be identified within the region.

Osteuropa (post)kolonial: Erfahrungen, Vorstellungen, Forschungsperspektiven

Er soll sich den Fragen widmen, wo sich das östliche Europa in der Debatte über (post)koloniale Traditionsbestände einordnen lässt, welche kolonialen Praktiken sich "von außen" und welche kolonisierenden Verhältnisse sich innerhalb der Region erkennen lassen.

Über Copernico

Das neue Recherche-, Themen- und Transferportal „Copernico. Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa“ macht Geschichte anschaulich. Es informiert attraktiv und wissenschaftlich fundiert über die gemeinsame Geschichte und das geteilte kulturelle Erbe im östlichen Europa und bietet neben einem Online-Themenmagazin auch eine Recherchedatenbank, in der sich die Angebote und Tätigkeiten von bereits mehr als zwei Dutzend Partnereinrichtungen aus den Bereichen Wissenschaft und Kulturerbevermittlung recherchieren lassen.

Das Themenmagazin des Portals richtet sich dabei insbesondere an die breitere Öffentlichkeit: Präsentiert werden Beiträge und Inhalte, die wissenschaftliche Themen und Forschungsergebnisse auch für thematische Einsteiger zugänglich machen und attraktiv aufbereitet sind. Dabei werden komplexe wissenschaftliche Apparate und Fachsprache vermieden, notwendige Fachbegriffe über Infoboxen erklärt, Orte und Länder über Einschubfenster mit Karten vorgestellt.

Arbeitsgebiet und -gegenstand des Portals sind die Länder, Landschaften und Regionen zwischen Ostsee und Schwarzem Meer.

Osteuropa (post)kolonial

Wo lässt sich das östliche Europa in den derzeitigen Debatten über (post)koloniale Traditionsbestände einordnen? Welche kolonialen Zuschreibungen und Herrschaftspraktiken ‚von außen‘ und welche kolonisierenden Verhältnisse innerhalb der Großregion „östliches Europa“ lassen sich erkennen? Gibt es Verflechtungen, etwa mit der osmanischen oder der zentralasiatischen Geschichte? Der Themenschwerpunkt des Copernico-Portals möchte sich mit diesen Fragen auseinandersetzen in einem zeitlichen Rahmen von der Aufklärung bis zum derzeitigen, kolonialen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.

Die bisherige Forschung entwickelte sich in verschiedenen Strängen und Disziplinen, die eher parallel verliefen als aufeinander Bezug zu nehmen. Aufbauend auf Edward Saids „Orientalism“ haben Larry Wolf, Maria Todorova und andere aufgezeigt, wie ‚Osteuropa‘ im westlichen Diskurs als ‚das interne Andere‘ konstruiert wurde, als „Europe but not Europe“ (Larry Wolf). Der koloniale Blick Richtung Osten, der die lange Verflechtungs- und Expansionsgeschichte Deutschlands mit und im östlichen Europa prägte, stellt hierbei einen besonders relevanten Fall dar. Eine zweite Forschungsrichtung fragt, aufbauend auf Immanuel Wallersteins Weltsystem-Theorie, nach der (Nicht-)Position des „Global East“ (Martin Müller) als einer „semi-periphery“ (Marta Grzechnik; Ivan Kalmar).

Zugleich war und ist die Wirkmächtigkeit von (Post)Kolonialismus innerhalb des östlichen Europa Gegenstand der Forschung. Dies gilt etwa für die kolonialen Muster, mit denen verschiedene Gruppen innerhalb der Imperien und Nationalstaaten Fragen von Multikulturalität und interethnischen Beziehungen verhandelten. Zudem wurde die Frage aufgeworfen, inwieweit sich Analogien in historischen Erfahrungen des Realsozialismus und des Kolonialismus finden lassen. Und seit dem 24. Februar 2022 besitzt das Thema der russischen imperial-kolonialen Ideologie gegenüber anderen Staaten des östlichen Europa, aber auch gegenüber nicht-russischen Ethnien im Inneren, eine erneute, dramatische Aktualität.

Ziel des Copernico Schwerpunktes ist es, diese verschiedenen Forschungsansätze exemplarisch zu beleuchten und zusammen zu denken. Hierbei sollen die Beiträge durch ihre Themen- und Sprachauswahl besondere Aufmerksamkeit darauf legen, die meist auf einen akademischen Kreis beschränkten, postkolonialen Debatten einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Auf diese Weise sollen sowohl die Relevanz des östlichen Europas in der globalen Erfahrung von (Post)Kolonialismus als auch die spezifischen Ambivalenzen der Region aufgezeigt werden. Im Fokus des Copernico-Schwerpunkts stehen insbesondere die vielfältigen und widersprüchlichen kolonialen Erfahrungen und Vorstellungen im östlichen Europa, denn diese fordern eine bloße Dichotomie Kolonisatoren/Kolonisierte heraus und weisen auf Grauzonen und widersprüchliche Positionen in der kolonialen Ordnung hin.

Es sind Beiträge über die gesamte Region des östlichen Europas und ihre Verflechtungen willkommen. Folgende Themen sind von besonderem Interesse:

- Deutsche koloniale Blicke und Diskurse über das östliche Europa
- Imperiale/koloniale Politiken im östlichen Europa (sowohl seitens der Imperien wie auch innerhalb der Nationalstaaten)
- Osteuropäische Kolonisierungen
- Alteritätsdiskurse, (Selbst-)Orientalismen, Zivilisierungsmissionen
- (post)koloniales Selbstverständnisse in der sozialistischen und postsozialistischen Zeit
- Koloniale Bilder in Literatur, Kunst und Literatur
- Postkoloniale Perspektiven auf das Verhältnis des östlichen Europa zu Europa

Formate und Richtwerte

Aufgerufen wird zur Einreichung von Beitragsvorschlägen unterschiedlichster Formate und Inhaltsformen, von niedrigschwelligen Einführungsformaten bis hin zu vertiefenden Hintergrundartikeln zu spezifischen Fragestellungen. Die maximale Textlänge beträgt 12.000 Zeichen einschl. Leerzeichen. Weitere Textformen, beispielsweise zur Vorstellung historischer Persönlichkeiten, für Objektgeschichten oder zu ausgewählten historischen Quellen können auch deutlich kürzer ausfallen (4.000–6.000 Zeichen).

Beiträge ab einer Länge von 10.000 Zeichen werden parallel auf dem Publikationsserver des Herder-Instituts publiziert und mit einer DOI versehen. Darüber hinaus verfügen alle Beiträge im Portal über eine Zitierempfehlung, Permalinks und Lizenzhinweis. Sämtliche Beiträge werden zweisprachig publiziert und ins Englische übersetzt (bei Bedarf können Beiträge auch auf Englisch eingereicht und ins Deutsche übertragen werden). Benötigt wird für jeden Beitrag mindestens eine attraktive und hochaufgelöste Illustration mitsamt Bildunterschrift und erfolgter Rechteklärung. Die eingereichten Beiträge werden im Rahmen eines internen Begutachtungsverfahrens lektoriert. Alle Autor:innen behalten die Nutzungsrechte für Ihre eigenen Texte. Weitere Hinweise für Beiträger:innen, zu Illustrationen und Schlagwörtern erhalten Sie im Portal selbst sowie auf Anfrage unter copernico@herder-institut.de. Es gelten die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis.

Einsendeschluss und Termine

Bitte schicken Sie bis zum 31. Mai 2023 ein Abstract von maximal 300 Wörtern mit einer kurzen Beschreibung des geplanten Beitrags an copernico@herder-institut.de Sie erhalten Rückmeldung bis zum 30. Juni 2023, ob der Beitrag zum Themenschwerpunkt zugelassen ist. Einsendeschluss der fertigen Beiträge ist der 15. Oktober 2023. Im Anschluss erfolgt die Begutachtung.

Auf die Einsendungen freuen sich die Herausgeber Prof. Dr. Joachim Tauber, PD Dr. Hans-Christian Petersen und Dr. Clara Frysztacka.

Eastern Europe (post)Colonial: Experiences, Ideas, Research Perspectives". Onlineportal "Copernico. Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa

About Copernico

The new research, topic and transfer portal "Copernico. History and Cultural Heritage in Eastern Europe" brings history to life. It provides attractive and scientifically based information about the joint history and the shared cultural heritage in Eastern Europe. In addition to a thematic magazine it also offers a research database in which the services and activities of more than two dozen partner institutions from the fields of science and cultural heritage can be searched.

The portal's thematic magazine is aimed in particular at the wider public: it presents articles and content that make scientific topics and research results accessible to beginners and are attractively presented. Complex scientific apparatus and technical language are avoided, necessary technical terms are explained via infoboxes, places and countries are presented via slide-in windows with maps.

The portal covers the countries, landscapes and regions between the Baltic Sea and the Black Sea.

Eastern Europe (post)Colonial

Where can Eastern Europe be placed in the current debates about (post)colonial traditions? What colonial attributes and practices of domination 'from outside', and what colonizing conditions within the greater region of 'Eastern Europe', can be identified? Are there interrelations with Ottoman or Central Asian history, for example? The Copernico Portal's thematic focus aims to address these questions within a time frame from the Enlightenment to the current colonial war of aggression by Russia against Ukraine.
To date, research has developed different strands and disciplines that have tended to parallel rather than to refer to each other. Building on Edward Said's "Orientalism", Larry Wolf, Maria Todorova and others have shown how 'Eastern Europe' has been constructed in Western discourse as 'the internal other', as 'Europe but not Europe' (Larry Wolf). The colonial gaze towards the east, which shaped Germany's long history of entanglements and expansion with and in Eastern Europe, represents a particularly relevant case. A second line research, building on Immanuel Wallerstein's world system theory, asks about the (non-)position of the "Global East" (Martin Müller) as a "semi-periphery" (Marta Grzechnik; Ivan Kalmar).

At the same time, the impact of (post)colonialism within Eastern Europe has been and continues to be the subject of research. This applies, for example, to the colonial patterns with which different groups within empires and nation-states negotiated issues of multiculturalism and inter-ethnic relations. At the same time, this raises the question to what extent analogies can be found in the historical experiences of real socialism and colonialism. Finally, since February 24, 2022, the issue of Russian imperial-colonial ideology towards other states in Eastern Europe, but also towards internal non-Russian ethnic groups, has a renewed and dramatic timeliness.

The aim of this focus by Copernico is to highlight these different research approaches in an exemplary way and to think them in relation to each other. In doing so, the contributions, through their choice of topics and language, will pay special attention to making the postcolonial debates, which are usually limited to an academic circle, accessible to a broader audience. In this way, both the relevance of Eastern Europe in the global experience of (post)colonialism and the specific ambivalences of the region will be highlighted. In particular, the focus of Copernico is on the diverse and contradictory colonial experiences and ideas in Eastern Europe, as these challenge a mere colonizer/colonized dichotomy and point to gray areas and contradictory positions in the colonial order.

Papers are welcome on the entire region of Eastern Europe and its interrelations. The following topics are of particular interest:

- German colonial views and discourses on Eastern Europe,
- Imperial/colonial policies in Eastern Europe (both on the part of empires and within nation-states),
- Eastern European colonizations,
- Alterity discourses, (self-)orientalisms, civilizing missions,
- (post)colonial self-conceptions in the socialist and post-socialist periods,
- Colonial images in literature, art and media,
- Postcolonial perspectives on the relationship of Eastern Europe to Europe.

Formal requirements

Submissions are invited in a wide variety of formats and content types, ranging from accessible introductory formats to in-depth background articles on specific issues. The maximum length of texts is to be 12,000 characters including spaces. Other formats, for example the introduction of historical personalities, object histories, or selected historical sources, may also be significantly shorter (4,000-6,000 characters).

Contributions with a length of 10,000 characters or more will be published in parallel on the Herder Institute's publication server and provided with a DOI. In addition, all contributions in the portal have a citation recommendation, permalinks and license reference. All contributions will be published bilingually and translated into English (if required, contributions can also be submitted in English and translated into German). For each entry, at least one attractive, high-resolution illustration with caption and rights clearance is required. The submitted contributions will be proofread within the framework of an internal review process. All authors retain the rights to use their own texts. Further instructions for contributors, illustrations and keywords are available on the portal itself and on request at: copernico@herder-institut.de
The normal guidelines for good academic practice apply.

Deadline and dates

Please send an abstract of max. 300 words with a short description of the planned contribution to copernico@herder-institut.de by May 31, 2023. You will receive feedback regarding the acceptance of your contribution for the main topic by June 30, 2023. Deadline for submission of finished contributions is October 15, 2023.

The editors Prof. Dr. Joachim Tauber, PD Dr. Hans-Christian Petersen, Dr. Clara Frysztacka are looking forward to all submissions!

Kontakt

E-Mail: copernico@herder-institut.de

https://www.copernico.eu/