Dimitrie Cantemir. Gelehrter, Fürst, Akteur der europäischen Kulturgeschichte

Dimitrie Cantemir. Gelehrter, Fürst, Akteur der europäischen Kulturgeschichte

Organizer
Zentrum für Höhere Studien, Moldova-Institut Leipzig in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Republik Moldova
Venue
Neuer Senatssaal, Universität Leipzig , Ritterstraße 26, 04109 Leipzig
Location
Leipzig
Country
Germany
From - Until
26.10.2006 - 27.10.2006
Website
By
Dumbrava, Vasile

Die von Dimitrie Cantemir angestrebte Modernisierung der Gesellschaft, Kultur und Sprache seines Landes, sein Plädoyer für eine Trennung von Wissenschaft und Religion und sein Handeln für die Befreiung seines Landes von der osmanischen Herrschaft zeugen von der Weite seines geistigen Horizonts. Seine Arbeiten deuten eine Grenzüberschreitung vom Späthumanismus zur Frühaufklärung an, die das Fürstentum Moldau relativ spät, zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfasste.

In seiner Rolle als Fürst und Gelehrter gelang es ihm, dem Kulturtransfer zwischen Orient und Okzident nachhaltige Impulse zu verleihen. Als Akteur in diesem Prozess war er entschlossen, auch auf der politischen Bühne im Kampf für die Befreiung vom türkischen Joch eine epochale Rolle zu spielen. So sind die Attribute Kultur und Politik mit seiner Person untrennbar verbunden.

Dimitrie Cantemir war Fürst der Moldau, Senator Peters I. von Russland, ausgezeichneter Kenner der inneren Verhältnisse des Osmanischen Reiches, Repräsentant der klassischen türkischen Musik. Er ging in die geschichtlichen Annalen ein als Gelehrter von europäischem Ruf auf den Gebieten der Orientalistik, Geschichte, Geographie, Musikwissenschaft und Ethnographie, als Schriftsteller und Philosoph. Er beherrschte 11 Sprachen – u. a. Lateinisch und Griechisch, Arabisch und Persisch, Türkisch und Russisch -, und verfasste belletristische und philosophische Werke in rumänischer und lateinischer Sprache und schuf Musik. Die Berliner Akademie der Wissenschaften wählte ihn im Jahre 1714 zu ihrem Mitglied.

Auf der Leipziger interdisziplinären Tagung sollen nicht nur die von Dimitrie Cantemir angestrebte kulturelle und gesellschaftliche Modernisierung beleuchtet werden, sondern auch die Frage der unterschiedlichen Bewertung seiner Person je nach gegebenen historischen Kontexten. Zugleich stehen zur Diskussion: Inhalt und Funktion seines historischen, philosophischen, belletristischen Werkes im zeitgenössischen Kontext ebenso wie dessen historische Wirkung. Die Tagung soll auch die Frage aufgreifen, welchen Platz Cantemir im kulturellen Gedächtnis und in der ,Erinnerungspolitik‘ der heutigen Republik Moldova und in Rumänien einnimmt und welche Deutungsunterschiede es dabei gibt.

Programm

Donnerstag, 26.10.2006

09.00 Eröffnung, Grußworte

Cantemir und die Geschichtsschreibung
9.30–12.00

Ursprung, Daniel (Zürich): Die Bedeutung von Cantemirs Werk für die Geschichtsschreibung der Moldau

Maner, Christian (Mainz): D. Cantemir als Historiograph des Osmanischen Reiches

Solomon, Flavius (Iasi): Zur Abstammung des Fürstengeschlechts Cantemir. Interpretationen der rumänischen und moldauisch-sowjetischen Historiographie

Marza, Radu (Cluj Napoca): Dimitrie Cantemir und Russland: eine Bewertung aus der Perspektive der rumänischen Geschichtsschreibung

12.00–14.00 Mittagessen

Dimitrie Cantemir - Fürst der Moldau
14.00–16.30
Meurs, Wim van (München /Nijmegen): Dimitrie Cantemir als Feldherr

Kreuter, Peter Mario (Bonn): Dimitrie Cantemir und die Phanarioten

Barszczewska, Agnieszka (Polen): D. Cantemir in der auswärtigen Politik Polens und Russlands

Eremia, Ion (Chisinau): Die Prorussische Politik Dimitrie Cantemirs - Mythos und Realität

Cantemir in der europäischen Literatur
16.30–19.30
Octavian Schiau (Cluj-Napoca): „Istoria ieroglifica” im Spiegel der Literaturgeschichte

Fassel, Horst (Tübingen): Cantemirs „Istoria ieroglifica“ und die emblematische Tradition Europas

Heitmann, Klaus (Heidelberg): Ein erfolgreicher Plagiator Cantemirs: Jean-Louis Carra und seine Histoire de la Moldavie et de la Valachie (1777)

Zach, Krista (München): Die Descriptio Moldaviae des Dimitrie Cantemir – eine rumänische Chorographie im Zeitalter der Aufklärung

Campan, Diana (Alba Iulia): Die Topoi kultureller Identität in Descriptio Moldaviae – zwischen Nationalem und Universalem

Freitag, 27.10.2006

Sprachen und Begegnungen
9.30–12.00
Bochmann, Klaus (Leipzig): Cantemirs Sprachen

Gherman, Mihai Alin (Cluj-Napoca): Eine überraschende Begegnung: Dimitrie Cantemir und Martin Opitz

Turliuc, Catalin (Iasi): Cantemir, Geheimlehren und Initiationsgesellschaften

Marza, Iacob (Alba Iulia): Cantemir im Vormärz in Blaj/Blasendorf (Siebenbürgen)

12.00–14.00 Mittagessen

Dimitrie Cantemir in den Erinnerungskulturen

14.00–16.30
Dumbrava, Vasile (Leipzig): Vergessen und Erinnern.
Dimitrie Cantemir in der moldauischen Presse (1973 und 2003)

Ojog, Igor (Chisinau): Dimitrie Cantemir in den Geschichtsschulbüchern der Republik Moldova

Michalache, Catalina (Iasi): Fürst Dimitrie Cantemir im rumänischen Lehrbücher: Politik, Geschichte, Legende

Tofan, Alina (Leipzig): Die Persönlichkeit Cantemirs im bessarabischen Identitätsdiskurs (1920-30)

Das Bild Dimitrie Cantemirs

16.30–19.00
Dumbrava, Marina (Leipzig): Das Bild Dimitrie Cantemirs im Film (Rumänien und Republik Moldova)

Sarov, Igor (Chisinau): Das Bild Dimitrie Cantemirs in der russischen Geschichtsschreibung: zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Schippel, Larisa (Berlin): Dimitrie Cantemir aus russischer Sicht

Nesemann, Frank (Leipzig): N.N.

19.30–20.00 Abschlussdiskussion

Contact (announcement)

Dr. Vasile Dumbrava, Universität Leipzig
Zentrum für Höhere Studien
Lumumbastrasse 11-13, 04105 Leipzig

dumbrava@web.de
moldova@rz.uni-leipzig.de


Editors Information
Published on
24.02.2006
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Language(s) of event
German, Romanian
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