Schon seit geraumer Zeit erfährt die Geschichte des Kalten Krieges wichtige Umdeutungen. Nachdem zunächst die teleologischen Aspekte von Internationalismus und Modernisierung poststrukturell und postkolonial zerlegt wurden, erfährt die ihnen inhärente Zentrum-Peripherie-Logik eine neue Interpretation durch transregionale Perspektiven. Dadurch erscheint die bipolare Welt nach 1945 neuerdings sehr viel bunter. In diesem Rahmen lenken zwei neuere Werke – zum einen von der Assistenzprofessorin an der Cornell University, Begüm Adalet, und zum anderen vom Heisenberg-Fellow an der Universität Konstanz, Heinrich Hartmann – unsere Aufmerksamkeit auf die Türkei, die in der frühen Nachkriegsordnung ein „Laboratorium der Modernisierung“ für die USA und ihre europäischen Verbündeten darstellte.
„Dort in der Ferne liegt ein Dorf
Dieses Dorf ist unser Dorf
Auch wenn wir es nicht aufsuchen und durchstreifen
So ist es doch unser Dorf.“1
Von populären Fernsehserien mit viel Klamauk bis hin zu festivalgekrönten Arthouse-Filmen, von romantischen Reisebeschreibungen bis hin zu den unzähligen Politikanalysen über die gespaltene türkische Gesellschaft kommt kaum ein Genre, das sich mit der Türkei beschäftigt, am Stadt-Land-Gegensatz vorbei (auch wenn mittlerweile 75% der Bevölkerung in Städten lebt). Bereits seit dem neunzehnten Jahrhundert und dem Versuch, ein modernes Gemeinwesen aufzubauen, stellte das Dorf ein Faszinosum und zugleich terra incognita für einen Großteil der osmanischen städtischen Eliten dar. Ein erster großangelegter Versuch, diesen Gegensatz von unten zu überwinden, schlug sich in zahlreichen Initiativen um 1918 nieder, die die Parole „Ins Dorf – zum (einfachen) Volk“ (köye doğru – halka doğru) ausgaben. Diese volkstümliche Strömung (halkçı; oft eher irreführend als „populistisch“ übersetzt) fand schließlich auch Eingang in die kemalistischen Staatsprinzipien (Hartmann, S. 91). Sie schlug sich ferner nicht nur in der Formulierung programmatischer Gedichte wie den zitierten Zeilen nieder, sondern auch in zahlreichen Initiativen, das Dorf zu erforschen, zu verändern und so die Zukunft der Nation zu bestimmen, angefangen mit den frührepublikanischen „Volkshäusern“ und „Dorfinstituten“. Wie wir jedoch durch Heinrich Hartmanns Habilitation, die in der Globalgeschichte-Reihe des Campus-Verlages erschienen ist, erfahren, waren die türkischen Städter/innen nie allein bei ihrem Versuch, das Dorf zu verstehen. Stets wurden sie beraten, unterstützt, subventioniert, beliehen und/oder bevormundet von einer Heerschar ausländischer und internationaler Expert/innen und Organisationen. Die mit amerikanischer Hilfe gegründete Atatürk-Universität von Erzurum, das unter bundesdeutscher Ägide angelegte Mustergut Tahirova, Institute der Hacettepe- und der Technischen Universität des Nahen Ostens in Ankara, zahlreiche Studien und akademische Lebensläufe geben hiervon Zeugnis.
Obwohl die Geschichte der frühen Türkischen Republik (1923–1949) in der Nationalhistoriographie oft zur Münchhausen-Erzählung einer Nation wird, die sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog, war man in Ankara von Anfang an an internationalen wissenschaftlichen Standards, beispielsweise in der Statistik und der Dorfsoziologie, interessiert und nutzte hierzu den Austausch mit den USA, Deutschland und der Schweiz. Trotz des volkstümlichen Ideals in dieser Periode veränderten sich jedoch die ländlichen Lebensumstände kaum. Nach dem Zweiten Weltkrieg hingegen erschien das türkische Land aus der Sicht der USA und der westeuropäischen Länder zunächst als agrarischer Ergänzungsraum Europas, eine Vision, die nicht zufällig Parallelen zum deutschen republikanischen wie auch faschistischen „Wirtschaftsraum Südost“ hat. Im Zuge des Marshallplans wurde der Traktor das Symbol des vor allem ökonomisch konzipierten Aufbruchs, auch wenn Hartmann darauf hinweist, dass lediglich ein Bruchteil der in dieser Zeit angeschafften Fahrzeuge tatsächlich auf amerikanische Hilfe zurückging (S. 151). Nachdem die Vision einer anatolischen Kornkammer für Europa insbesondere angesichts des westeuropäischen Wirtschaftswunders auch im Agrarbereich verblasste, mutierte das türkische Dorf in den Augen der ausländischen Berater/innen und unter anderem Blickwinkel auch für Ankara zum Dritte-Welt-Problem. Nun war nicht mehr der Traktor Symbol des Fortschrittes, sondern der Jeep, der sich über schlechte Straßen in die abgehängten Dörfer kämpfte, um den Bewohner/innen die Vorteile der Verhütung insbesondere durch die Spirale zu erklären.
Nicht nur die ideologische Brille, auch die Adressat/innen der Modernisierungsbemühungen wechselten häufig. Sollte man auf die traditionellen Eliten als Mittler setzen, dem potentiellen Unternehmer in jedem türkischen Bauern zur Entfaltung verhelfen, Frauenemanzipation bewirken, oder das moderne konsumfreudige atomisierte Individuum und seine partnerschaftliche Beziehung in den Mittelpunkt stellen?
Dass Hartmann seine Analyse sowohl auf den Diskurs als auch auf die realpolitischen Umstände der Kooperation zum Kennenlernen des Dorfes bezieht, ist sicherlich eine der Stärken dieses Bandes. So kann er beispielsweise zur Demystifizierung mancher Umstände der türkischen Geschichte beitragen. Die von manchen gerne hoch gehaltenen frühen Dorfinstitute und insgesamt das kemalistische Bemühen um die Dorfsoziologie werden in ihrer Bedeutung deutlich relativiert, wenn man betrachtet, dass 1941 gerademal 15 Institute dieser Art existierten und dass das Wissen, welches die Forscher laut Eigenaussagen durch entbehrungsreiche Reisen zusammentrugen, oft aus Orten stammt, die heute Teil der Agglomeration Ankara oder ihres Umlandes sind, wie Etimesgut, Balgat oder Hasanoğlan, und nicht aus den weitreichenden Regionen, die bis heute als vom Fortschritt abgehängt gelten, insbesondere im Osten (S. 117–124). Auch werden einige Annahmen der türkischen Zeitgeschichte relativiert. So wird deutlich, dass die Regierung Adnan Menderes (1950–1960), die die Wende hin zum multinationalen Kapitalismus und NATO eingeleitet hatte, bereits Ende der 1950er unter anderem aufgrund ihrer pronatalistischen Einstellung in den Augen der amerikanischen Geberorganisationen verspielt hatte und die neue linksnationale Regierung ab 1960 mit den amerikanischen Partnern deutlich besser kooperierte (S. 230–239). Zugleich führte der ab den 1960ern aufkommende Antiamerikanismus nicht dazu, dass sich die türkische Wissenschaft abkapselte. Sie orientierte sich eher noch stärker an der internationalen Forschung.
Gleichermaßen werden gelegentlich jenseits der Institutionengeschichte personelle Kontinuitäten und Seilschaften sichtbar, beispielsweise in der Person Fritz Baades, der die reichs- bzw. bundesdeutsche Agrarpolitik gegenüber der Türkei von den 1920ern bis weit in die 1970er beeinflussen konnte, zunächst als Leiter der Forschungsstelle Wirtschaftspolitik, dann als exilierter Regierungsberater in Ankara und noch lange als graue Eminenz in Bonn. Anhand Baades Person und seinen Kontakten wie dem in Leipzig promovierten türkischen Landwirtschaftsminister Şevket Raşit Hatipoğlu sowie der Landwirtschaftshochschule Ankara wird deutlich, wie institutionelles Verharrungsvermögen (oder path dependency) teilweise mit Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten entwicklungspolitischen Diskurse einherging oder erkauft wurde (passim).
Der Autor thematisiert eingangs selbstkritisch, dass ihm die angestrebte paritätische Sicht auf die Kooperationen nicht gänzlich gelungen ist, da er einerseits in hohem Maße Quellenbestände internationaler und ausländischer Organisationen erschließen konnte, die Bestände des Republikarchivs in Ankara hingegen insbesondere mit Hinblick auf die Regionen dürftig ausfielen (S. 31; S. 39–41). Indes kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die türkische Perspektive vielleicht etwas stärker hätte zur Geltung kommen können, beispielsweise durch persönliche Nachlässe. Wenn man etwa auf die Vita des Dichters der eingangs zitierten Zeilen, Ahmet Kutsi Tecer, schaut, so sieht man ein Leben, das viel zu Hartmanns Narrative beigetragen hätte. 1901 als Sohn des Ortsdirektors der Öffentlichen Schuldenverwaltung im damals noch osmanischen Jerusalem geboren, besuchte Tecer dort eine französischsprachige katholische Grundschule, studierte nach dem Gymnasium in Istanbul an der Landwirtschaftshochschule, an der Lehrerhochschule und schließlich an der Uni Philosophie. Bei seinem Auslandsemester an der Sorbonne entdeckte er die algerische Volksdichtung als Vorbild für seine Gedichte, die er als Anhänger der volkstümlichen Strömung später als Lehrer am Lyzeum in Sivas verfasste. Nach einer Karriere als Funktionär diverser türkischen Bildungsinstitutionen und als Abgeordneter wurde er türkischer Vertreter bei der neu gegründeten UNESCO. Der Input solcher Persönlichkeiten auf die Repräsentanz des türkischen Dorfes, die eine Dorfideologie „made in Turkey“ propagierten, tatsächlich aber sich aus einer Vielzahl von Einflüssen aus verschiedenen Gebieten des kolonisierenden und kolonisierten euromediterranen Raums speisten, hätte die Perspektive erweitern können. Gleichermaßen wäre im Rahmen dieser Arbeit interessant (wenn auch am Rande des zeitlichen Fokus), inwiefern das ursprüngliche Interesse am türkischen Dorf, wie oft behauptet wird, auf das Vorbild der Narodniki zurückging. Ferner könnte man der Frage nachgehen, ob der Antiamerikanismus außer zu polemischen Aussagen auch zu einem echten wissenschaftlichen Austausch im Rahmen der Blockfreien oder der Dritten Welt führte, also zu einer Globalisierung jenseits der nordatlantischen Vermittlung. Eine globale Perspektive auf das türkische Dorf könnte also noch weitere Verflechtungen berücksichtigen, auch wenn solche Erweiterungen sicher den Rahmen einer ohnehin schon extensiven Arbeit gesprengt hätten.
Auch frage ich mich, ob nicht die Subjekt-Objekt-Rollenverteilung zumindest gelegentlich hätte durchbrochen werden können. Es steht außer Frage, dass die jahrzehntelang gesammelten Studien über das Dorf natürlich in keinem Verhältnis stehen zum schriftlichen Niederschlag der Meinung der Dörfler/innen über die Forscher/innen aus Ankara oder aus Übersee. Dennoch wäre es bei diesen noch nicht in allzu ferner Vergangenheit liegenden Vorgängen wünschenswert, zumindest anekdotenhaft zu erfahren, welcher Eindruck von diesen Aufklärungs- und Befragungsexpeditionen zurückblieben. Die ab den 1950ern deutlich verbesserte Straßeninfrastruktur, die erst die Grundlage für den Agrarboom in der Provinz legen sollte, wird durch Hartmann häufiger erwähnt, aber nicht ausgeführt.
Einige dieser Desiderata werden in der Dissertation von Begüm Adalet angesprochen, die bereits 2018 bei Stanford UP erschien – möglicherweise ein Grund, warum Hartmann diese Aspekte ausklammert. Adalet konzentriert sich auf die amerikanisch-türkische Kooperation von den späten 1940ern bis in die frühen 1960er. Dabei geht sie weniger systematisch vor, erfasst aber neben den Interaktionen rund um das türkische Dorf auch andere Felder. Auch sie setzt sich das Ziel, die sowohl wissenschaftliche als auch ökonomische Zusammenarbeit als transnationalen Prozess zu analysieren. Insbesondere wehrt sie sich gegen die Grundannahme, das Laboratorium der Modernisierung, zu dem die Türkische Republik aus US-Perspektive deklariert wurde, sei lediglich die Anwendungsfläche von Theorien gewesen, die in Santa Monica oder anderswo in Nordamerika am Konferenztisch entworfen worden seien, und betont den wechselseitigen Charakter dieses Austausches.
Diesen dialogischen Prozess macht sie zunächst an der Person Dankwart Rustows fest. Als Sohn eines deutschen politischen Exilanten im türkischen Exil herangewachsen, erhielt er in Istanbul sein Baccalaureat, ehe er in den USA als Nahostexperte wesentlich die Modernisierungstheorie für sich entwickelnde Länder mitformulierte. Durch interne Korrespondenzen, Nachwörter und Spätschriften zeigt Adalet, dass die klaren Formulierungen, Wertungen und Einstufungen sowie Anmaßungen, beispielsweise als Türkeiexperte über das Pressewesen im Jemen zu urteilen, nicht nur in späteren Generationen oder bei externen Kritiker/innen auf Skepsis stießen, sondern dass diese Skepsis auch Rustow und teilweise seine Mitautoren erfasste. Demnach übertünchten die klaren Formulierungen die Zweifel im Herzen der Modernisierungstheorie, die insbesondere Rustow zum intensiven Austausch mit Ankaraner Kollegen und nachträglichen kritischen Reflexionen antrieben.
Wie auch Hartmann thematisiert Adalet die insbesondere durch David Lerner vorangetriebene Einführung standardisierter Umfragen mit Lochkarten, die zum einen den modernen meinungsstarken Bürger ausforschen, zum anderen ihn aber auch erst durch diesen Akt erschaffen sollten. Dies hat umso mehr Brisanz, da Lerner Sohn russischer Emigrant/innen, New York University-Absolvent der Literaturwissenschaft, im Zweiten Weltkrieg für psychologische Kriegsführung zuständig und später Professor der Soziologie am Massachusetts Institute of Technology war und den Fragebogen unmittelbar aus seiner Kriegserfahrung in die zivile Forschung mitbrachte. In diesem Kapitel bringt die Autorin die oben erwähnte, bei Hartmann zu kurz gekommene Gegensicht mit ein, in Form von Antworten, die die Forscher/innen als ungültig aus dem von ihnen kreierten Meinungsspektrum ausschlossen und von denen Adalet einige wenige in den in Nordamerika oder Ankara archivierten Unterlagen fand. Diese per Definition aus den Resultaten ausgeschlossenen Antworten entpuppen sich als keineswegs unseriös: Manche Gesprächspartner/innen stellten die Methodologie in Frage, während eine/r den Amerikanozentrismus der Fragen verhöhnte.
Auch das für die amerikanischen Entwicklungspläne wesentliche Programm zum Straßenbau findet bei Adalet prominente Berücksichtigung. Dieses ist (neben konkreten Verteidigungszwecken gegen die UdSSR) im Rahmen des Versprechens des Marshallplans zu verstehen, nicht Gleichheit, sondern Wohlstand zu erzeugen und den zuvor abgehängten Dörfern den wirtschaftlichen Absatz ihrer Agrarprodukte auf dem Markt zu ermöglichen. Auch hier widerspricht die Autorin der Meinung, dass es sich um einen unilateralen Prozess handelte und verweist auf die agency der türkischen Beteiligten, deren Engagement dem amerikanischen zum Teil vorausging, sowie auf den Eigensinn der türkischen Ingenieure, an dem sich die amerikanischen Partner teilweise rieben. Auch die Nutzer/innen der neuen Landstraßen und Fahrzeuge bewiesen Eigensinn, indem sie beispielsweise auf der Ladefläche von Lastwagen oder per Traktor ins Kino oder zu einer Hochzeit fuhren und damit die Wunschvorstellungen der Entwickler/innen von einer ordentlichen modernen konsumierenden Landbevölkerung auf ihre Weise ausgestalteten. Nicht zuletzt diente das Straßenbauprogramm auch der inneren Kolonisation der Türkei. Das „Problem“ nicht Türkisch (sondern vor allem Kurdisch) sprechender Bevölkerungen wurde umdefiniert zu einem Problem der Unterentwicklung, das es durch Erreichbarkeit zu beheben gelte. Allerdings definierten die Bewohner/innen dieser Regionen selbst das Problem als ungleichen Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen und Infrastruktur. Der Protest gegen diese Diskriminierung wurde zum Vorläufer späterer militanter Opposition.
Im letzten Kapitel steht das 1954 eröffnete Istanbuler Hilton Hotel im Mittelpunkt, welches Conrad Hilton seinerzeit als Speerspitze des Antikommunismus, Hort der Gastfreundschaft und Ausdruck der harmonischen Kooperation zwischen Türken und Amerikanern pries. Tatsächlich wurde das Gebäude durch die finanzielle Unterstützung der amerikanischen Economic Cooperation Administration und des Türkischen Rentenfonds sowie durch die Zusammenarbeit der Stararchitekten Sedad Hakkı Eldem und Gordon Bunshaft ermöglicht. Jedoch zeigt eine kritische Untersuchung, dass Hiltons optimistische Behauptungen zugleich die Kehrseite dieses Verhältnisses vertuschten. So klagten türkische Architekten über die Bevorzugung ihrer US-Kollegen, während Eldem und Bunshaft sich gegenseitig vorwarfen, einander durch sprachliche und kulturelle Praktiken von der Entscheidungsfindung auszuschließen. Ferner ging die Erziehung zur amerikanisch ausgestalteten, marktgerechten Gastfreundschaft einher mit der Steigerung der „Fremden“feindlichkeit gegenüber den ortsansässigen Minderheiten. Teilweise betätigten sich dieselben türkischen Politiker und Journalisten, die sich gegen örtlichen Widerstand für das Istanbuler Hilton einsetzten, als Agitatoren und Organisatoren des staatlich inszenierten antigriechischen Pogroms von 1955, den die US-Diplomaten nur milde verurteilten. Während berittene Polizei das Hotel schützte, wurden die Geschäfte der nichtmuslimischen Istanbuler/innen den Plünderern überlassen. Anhand dieser Beispiele sowohl aus theoretischer als auch angewandter Modernisierung beweist die Autorin auf eindrucksvolle und eloquente Weise, wie sehr das türkisch-amerikanische Verhältnis der Nachkriegszeit eines war, das wechselseitig bedingt war, dessen scheinbare Eindeutigkeiten die Unkenntlichmachung von Verständigungsschwierigkeiten, Zweifel und Widerspruch voraussetzten, und welche dennoch ungeplante Folgeerscheinungen produzierten.
Die beiden Arbeiten ergänzen sich trotz leichter Überlappungen gut: Während Adalets Buch die Vorteile eine Dissertation aufweist und durch intensive und kreative Quellenarbeit sowie prägnante Thesen in die Tiefe geht, geht Hartmanns Habilitation durch extensive Recherche in die Breite und ordnet das Themengebiet in einen weit längeren historischen Kontext ein. Insofern ist von beiden die Lektüre sehr zu empfehlen, nicht nur für Türkeiinteressierte, sondern auch als kritische transnationale Beiträge zur Geschichte der Modernisierung im 20. Jahrhundert.
Anmerkung:
1 Ahmet Kutsi Tecer, „Orda bir köy var uzakta”, zitiert nach Şiir.gen und übersetzt durch Malte Fuhrmann, URL: http://www.siir.gen.tr/siir/a/ahmet_kutsi_tecer/orda_bir_koy_var_uzakta.htm (letzter Zugriff am 12.05.2021).