Islam und Empire – Muslimische Gesellschaften, islamische Bewegungen und europäischer Herrschaftsanspruch in Asien und Afrika

Islam und Empire – Muslimische Gesellschaften, islamische Bewegungen und europäischer Herrschaftsanspruch in Asien und Afrika

Organizer
Gesellschaft für Überseegeschichte (GÜSG), FernUniversität in Hagen, Lehrgebiet „Geschichte Europas in der Welt“
Venue
Hagen (digital)
ZIP
58097
Location
Hagen
Country
Germany
From - Until
11.06.2021 - 13.06.2021
By
Karin Gockel, Fernuniversität Hagen

Die aktuellen Konfliktlagen zwischen dem „Westen“ und der „Welt des Islams“ haben eine weitaus längere Vorgeschichte, als so mancher journalistische, aber auch akademische Kommentar vermuten lässt. Aus dieser Einsicht ergibt sich einerseits die Notwendigkeit, dem langen 19. wie dem frühen 20. Jahrhundert, die häufig in aktuellen Debatten wenig Berücksichtigung erfahren, größere Beachtung zu schenken.

Islam und Empire – Muslimische Gesellschaften, islamische Bewegungen und europäischer Herrschaftsanspruch in Asien und Afrika

Die aktuellen Konfliktlagen zwischen dem „Westen“ und der „Welt des Islams“ haben eine weitaus längere Vorgeschichte, als so mancher journalistische, aber auch akademische Kommentar vermuten lässt. Aus dieser Einsicht ergibt sich einerseits die Notwendigkeit, dem langen 19. wie dem frühen 20. Jahrhundert, die häufig in aktuellen Debatten wenig Berücksichtigung erfahren, größere Beachtung zu schenken. Andererseits ist festzustellen, dass die Entwicklung der islamisch-europäischen Beziehung nicht von der imperialen Vergangenheit Europas getrennt werden kann. Die Tagung „Islam und Empire“ will diesen Überlegungen Rechnung tragen, indem aus verschiedenen geschichts- und islamwissenschaftlichen, sozial- wie kulturwissenschaftlichen Perspektiven diese Beziehungen im Kontext der Europäischen Expansion, der imperialen Machtausweitung und der kolonialen Herrschaftsausübung thematisiert werden. Der Schwerpunkt wird dabei in der Epoche der „Europäischen Moderne“ liegen, ohne dass weiterführende Betrachtungen ausgeschlossen werden sollen. Ziel ist ein vielschichtiges Bild eines der wesentlichen Aspekte moderner Globalgeschichte, das aus der Betrachtung konkreter Akteure und Interaktionszusammenhänge gewonnen wird. Konkret werden dabei drei Themenbereiche im Mittelpunkt stehen:

1. „Expansion und Administration“: Zunächst rücken die imperialen Akteure in den Mittelpunkt. Gefragt wird nach dem Umgang der europäischen Mächte mit den Angehörigen oder Eliten muslimischer Gesellschaften sowie den Protagonisten islamischer Religionsausübung. Dabei soll insbesondere die Agenda und das konkrete Verhalten der „men on the spot“ in der kolonialen Situation diskutiert werden.

2. „Reaktion und Reform“: Im zweiten Themenbereich wird die Perspektive umgekehrt, indem nach den muslimischen Akteuren in diesem Kontext gefragt wird. Sowohl einzelne Protagonisten als auch Gruppen oder Bewegungen werden unter der leitenden Fragestellung nach den verschiedenen Reaktionen in muslimischen Gesellschaften auf den Herrschaftsanspruch imperialer Mächte in den Blick genommen.

3. „Wissen und Medien“: Der letzte Themenbereich nimmt schließlich eine wissensgeschichtliche Perspektive ein. Er geht der Genese und Verbreitung europäischen Wissens über den Islam und muslimische Gesellschaften im imperialen oder kolonialen Kontext nach. Dabei wird nach den Medien und Diskursen im europäischen Kontext gefragt, aber auch nach den gegenläufigen Wahrnehmungen, indem islamische Medien und ihre Reaktion auf die europäischen Machtbestrebungen einbezogen werden.

Vor diesem Hintergrund strebt die Tagung eine Vertiefung der langfristigen Perspektive islamisch-europäischer Beziehungen sowie einen interdisziplinäreren Austausch zwischen den verschiedenen Nachbarwissenschaften, die sich mit der Problematik befassen, an.

Aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation findet die Tagung vollständig online unter Nutzung des Konferenztools ZOOM statt. Es wird um eine formlose Anmeldung im Sekretariat des Veranstalters gebeten: Karin Gockel, Lehrgebiet „Geschichte Europas in der Welt“, FernUniversität in Hagen, E-Mail: karin.gockel@fernuni-hagen.de, Tel.: 02331/987-2122. An alle Angemeldeten wird vor der Tagung der Link und die Zugangsdaten für das Tagungsportal zugesandt.

Programm

Freitag, 11. Juni 2021
13:30 Uhr Eröffnung

Mark Häberlein (Bamberg): Begrüßung durch den Vorsitzenden der Gesellschaft für Überseegeschichte
Jürgen G. Nagel (Hagen): Einführung in die Tagung

14:00 Uhr bis ca. 17:45 Uhr Sektion I: Expansion und Administration

Roman Loimeier (Göttingen): Tunesische Antworten auf den europäischen Kolonialismus
Henning Sievert (Heidelberg): Italienischer Kolonialismus und osmanische Herrschaft in Libyen
Michael Pesek (Berlin): Islam und Kolonialismus im östlichen Afrika 1883-1919
Geert Castryck (Leipzig): „Maintenir l’Islam morcelé“. Islamfeindlichkeit und koloniale Stadtplanung in Bujumbura (Burundi)
Felix Frey (Bern): Scharia im Habsburgerreich – Integration und Ablehnung, 1878-1914

18:30 Uhr Öffentlicher Abendvortrag / Key Lecture

Ada Pellert (Hagen): Grußwort der Rektorin der FernUniversität
Rüdiger Lohlker (Wien): Historisches Erbe in modernen islamischen Medien

Samstag, 12. Juni 2021
09:00 Uhr bis ca. 12:45 Uhr Sektion II: Reaktion und Reform

Dietrich Reetz (Berlin): Islamische Reaktion auf die Kolonialherrschaft in Indien – zwischen Nationalismus, Sozialismus und Jihad
Anja Pistor-Hatam (Kiel): Der „Angriff” der modernen Zivilisation auf Iran: Historiographie und Okzidentalitis als Reaktionen im 20. Jahrhundert
Aslı Vatansever (Berlin): Wirtschaftliche Inkorporation, kulturelle Peripherisierung und Reform im Osmanischen Reich
Alp Yenen (Leiden): Revolutionen und Revolten in den Grenzerfahrungsräumen des Empire im Nahen Osten
Felicitas Becker (Gent): Koloniale Vergangenheit und postkoloniale Probleme im Diskurs reformorientierter islamischer Prediger in Ostafrika

14:00 Uhr Podiumsdiskussion
Zur aktuellen Dekolonisationsdebatte – Wem gehört das Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
Moderation: Hans-Martin Hinz (Berlin)
16:00 Uhr Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Überseegeschichte

Sonntag, 13. Juni 2021
09:00 Uhr bis ca. 12:15 Uhr Sektion III: Wissen und Medien

Jürgen G. Nagel (Hagen): Paranoia und Regulierung – Wissensarchive und Islampolitik in Niederländisch-Indien
Sabine Mangold-Will (Wuppertal): Zionistische Islamrezeption im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik
Ulrich Brandenburg (Zürich): Bindeglied Asiens. Chinesischer Islam zwischen Orientalistik und imperialistischer Politik
Markus Hedrich (Hamburg): „Ist Oxford auch ein Wüstenland?“ – Orientalismus und die Figur des Arabers in David Leans Lawrence of Arabia (1962)

13:00 Uhr Abschlussdiskussion

Contact (announcement)

Prof. Dr. Jürgen G. Nagel
E-Mail: juergen.nagel@fernuni-hagen.de, Tel. 02331/987-2114
Anmeldung: Karin Gockel
E-Mail: karin.gockel@fernuni-hagen.de, Tel.: 02331/987-2122

https://www.fernuni-hagen.de/geschichte/lg3/forschung/tagungen/islam-und-empire.shtml