Der Herausgeber, der den Lehrstuhl für Management am Birkbeck College der Universität London innehat und in seiner Forschung regelmäßig Wirtschaftsthemen im Kontext der Globalisierung behandelt, legt sein Handbuch zu Problemstellungen der heutigen Globalisierung vor. Die von Michie allein betonte globale wirtschaftliche Integration verengt den Blickwinkel des Handbuchs allerdings von Beginn an so stark, dass der Anspruch des Buches, fachübergreifende Forschungsdebatten abzubilden gerade nicht erfüllt wird. Die insgesamt 25 Artikel streben scheinbar die Erörterung gegenwärtiger Standpunkte einer transdisziplinären Globalisierungsforschung an, behandeln aber ausschließlich wirtschaftswissenschaftlich ausgerichtete Probleme, die zudem weniger radikal erfasst werden, als es das Ziel des Handbuchs verspricht. Die Autoren, die an englischen und nordamerikanischen Universitäten sowie in der Schweiz, Belgien und Australien arbeiten, hinterfragen zum einen wissenschaftliche Ansätze und Erklärungsmuster einer neoklassischen mainstream Ökonomik. Zum anderen versuchen sie, durch die Auswertung von Datensätzen der neunziger Jahre Problemverschiebungen in der bisherigen Globalisierungsdebatte aufzuzeigen. Sie verweisen dafür sowohl auf eine umfangreiche Forschungsliteratur als auch auf praktische Lösungsansätze. Mehrfach werden hierbei politische Maßnahmen formuliert, die eine neoliberale Wirtschaftspolitik kritisieren und im Detail zu verändern beabsichtigen, aber kaum umfassende Gegenentwürfe im Sinne einer „alternativen Agenda der Globalisierung“ (S. 10), wie Michie die Artikel selbst charakterisiert, darstellen.
Wenn das Handbuch auch keine politischen und disziplinären Grenzen überschreitet, so vereint es doch Forschungsberichte aus Wissenschaft und Praxis, die auch zukünftig relevante Forschungsfragen zuerkennen geben. Es deckt mit jeweils drei bis vier Kapiteln die acht folgenden Themengebiete ab: (I) Globalisation in Question?, (II) Analysing the Global Economy, (III) Transnational Corporations, (IV) Labour Standards, (V) Europe and North America, (VI) Governance, (VII) International Economic Institutions und (VIII) Policy Implications and Responses. Im ersten Kapitel versuchen Hirst und Thompson, das Phänomen ‚Globalisierung’ näher zu bestimmen. Ihre Daten interpretieren sie dahingehend, dass bisher eine nur quantitative Zunahme wirtschaftlicher Vernetzung vorliegt, die keine grundsätzlichen qualitativen Veränderungen impliziert, um die heutige Globalisierung als historisch neuartig zu bezeichnen. Diese von einer bestimmten Autorenperspektive getragene Zurücknahme bleibt allerdings nur insofern haltbar, als die Autoren politische und kulturelle Globalisierungseffekte außen vorlassen und ihre Definition von Globalisierung allein an statistisch vergleichbaren Größen einer Wirtschaft ausrichten. Dagegen zeigt Perraton in seiner Studie jüngster Entwicklungen von Außenhandel, Direktinvestitionen und multinationalen Unternehmen, dass die Globalisierung wirtschaftliche Kausalzusammenhänge und politische Kräfteverhältnisse qualitativ verändert. Allein die Verwendung unzeitgemäßer Theoriekonstrukte, so meint der Autor, verfälscht die Problemsicht auf neue Realitäten. In einer ähnlichen Studie verweisen Sutcliffe und Glyn auf empirische bzw. statistische Fehleinschätzungen von Globalisierungsphänomenen. Ihre Wissenschaftskritik bezüglich der methodischen Schwierigkeit, eine objektive Interpretation von Daten zu ermöglichen, leisten sie aber ebenso wenig auf einer Metaebene wie die Artikel zuvor. In ihrer Kritik bleiben die Autoren methodenkritisch kurz angebunden. So betreibt auch Palma vornehmlich eine zwar ausgefeilte Ursachenforschung für Lohnungleichheiten in Ländern und Regionen weltweit, übt aber nur sekundär Kritik an methodischen Ungenauigkeiten in Datensammlungen und an theoretischen Einseitigkeiten bei der Bewertung von Globalisierungseffekten.
Einige Aufsätze versuchen dagegen, die Defizite des Instrumentariums einer mainstream Ökonomik durch praktische oder theoretische Erneuerungen zu begegnen. Howell schlägt vor, die Analyse von Innovationssystemen in der Globalisierungsforschung stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Braunstein zeigt, wie makroökonomische Analysen unter Einbezug der Geschlechterkategorie, die indes eine wirtschaftswissenschaftlich längst etablierte Erweiterung der Theorie konstituiert, bessere Einsichten für entwicklungspolitische Maßnahmen liefern können. Woodward diskutiert, wie die Theorie der internationalen Beziehungen zu modifizieren ist, um das spezifische Zusammenspiel von Regierungen und nicht-staatlichen Akteuren in der Globalisierung verständlich zu machen. Politologische und soziologische Ansichten vergleichend unternimmt Koenig-Archibugi letztlich den Versuch, den Begriff ‚Global Governance’ näher zu bestimmen.
Andere Autoren zielen primär darauf ab, Lösungsansätze durch ihre Studien aufzuzeigen, um wirtschaftspolitische Veränderungen herbeizuführen. So bestätigen Ietto-Gilles und Epstein, dass Wissens- und Technologietransfers durch transnationale Unternehmen zwar maßgeblich zur Integration in die Weltwirtschaft beitragen, aber daraus entstehende Vorteile nur eine gesellschaftlich breitflächige Wirkung zeitigen, wenn sich eine neoliberale Wirtschaftspolitik, unter der transnationale Unternehmen bisher tätig werden, im Einzelnen reformiert. Beide Autoren erörtern deshalb wirtschaftspolitische ‚Alternativen,’ die aber nicht über allgemeingültige Vorsichtsmaßnahmen gegen ein neoliberales Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hinausgehen. Konkreter wird die Kritik in der Diskussion um internationale Arbeitsstandards. Hier bewerten Singh und Zammit unbeabsichtigte Negativfolgen bei der Durchsetzung von Arbeitsstandards und zeigen, wo eine Revision einzelner ILO Konventionen unabdingbar ist. Heintz zeigt gleichfalls im Detail, wo eine globale Arbeitsmarktpolitik ansetzen kann, um Arbeitsstandards vorteilhaft zu implementieren. Letztlich empfiehlt DeMartino, Arbeitsstandards als notwendigen Bestandteil von Handelsabkommen zu betrachten, obgleich ihm in der Diskussion mehr daran gelegen ist, die theoretische Fundierung eines neoliberal ausgerichteten Welthandels zu kritisieren. Ein politisch fest umrissenes Konzept stellt hingegen Hines vor, der die Lokalisierung als Gegenentwurf zur globalen Wirtschaftspolitik erörtert und Aufgaben und Ziele sowie die Umsetzung dieser Politik im Detail beschreibt.
Schließlich thematisieren einige der Autoren spezifische Aspekte der Globalisierung aus einer historischen Perspektive, ohne aber auf globalgeschichtliche Zusammenhänge zu verweisen. Die Währungs- und Schuldenkrisen des letzten Jahrhunderts beschäftigen Dymski, der das Aufkommen und Umgehen mit solchen globalisierungstypischen Erscheinungen erläutert. Stanfords Studie legt den Entstehungskontext des Freihandelsabkommens NAFTA dar sowie die Reformen, die dieses Abkommen geprägt haben. Sinclair verfolgt die Entwicklungen von GATT zur WTO und deckt die Implikationen ihrer rechtlichen Bestimmungen auf, während Toye die ursprünglichen Aufgaben und Ziele des IFWs und der Weltbank sowie deren Reform in Abhängigkeit zu historischen Notwendigkeiten erläutert. Schließlich begründet Panić, inwieweit eine neues ‚Bretton Woods Abkommen’ die wirtschaftliche Globalisierung begünstigen könnte. Aber wohl einzig Changs Plädoyer für eine von Freihandel bis Protektionismus reichende Entwicklungspolitik basiert auch auf dem Versuch, die Geschichte des Kapitalismus aus einem Perspektivwechsel heraus zu schreiben.
Insgesamt erscheint der Band vielseitig in seiner Problemorientierung und informativ in Bezug auf die Einschätzung jüngster wirtschaftspolitischer Entwicklungen in der Welt. Allerdings lässt das rein wirtschaftswissenschaftliche Verständnis von Globalisierung – „wirtschaftliche Integration als Strategie für weltweite Wohlstandssicherung“ – sowie der rein westliche Wissenschaftsblick die Auswahl und Aufbereitung der Themen einseitig erscheinen, was sich zur besseren Leserorientierung in einem Zusatztitel hätte widerspiegeln sollen. Der Anspruch einer interdisziplinären Ausrichtung verliert ebenso an Boden angesichts der Tatsache, dass die Artikel trotz ihrer thematischen Vielseitigkeit nur einer Forschungszusammenarbeit innerhalb der Wirtschaftswissenschaft entspringen.