F.W. Dame: The USA as an Emerging World Power 1890-1920

Title
The United States of America as an Emerging World Power 1890-1920.


Editor(s)
Dame, Frederick W.
Series
Studies in American History 50
Published
Extent
344 S.
Price
$119.95
Rezensiert für 'Connections' und H-Soz-Kult von:
Kiran Klaus Patel, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Wie Frederick William Dame im Vorwort seines Buches ausführt, geht sein Interesse am Thema auf einen Vortrag aus dem Jahre 1990 zurück, in dem er die These vertreten hatte, dass sich die USA erst im Verlauf des Ersten Weltkrieges von der Position außenpolitischer Neutralität gelöst hätten. Diese Interpretation, die seiner Meinung nach von „the great majority of books“ (S. I) vertreten werde, will er nun in Frage stellen: Demnach lässt sich nur in der offiziellen Außenpolitik ein Positionswechsel im Kriegsverlauf ausmachen, während die Wurzeln des Aufstiegs der USA ins „Konzert der Mächte“ weiter zurückreichen.

Bereits dieser Ausgangspunkt der Analyse macht skeptisch – Dame baut einen Pappkameraden auf, wenn er behauptet, dass das Interesse und Engagement der USA in europäischen und allgemein in internationalen Fragen vor 1917 bislang übersehen worden sei – keine seriöse Darstellung zur amerikanischen Außenpolitik dürfte eine derartige These vertreten. Seine eigenwillige Interpretation kann Dame nur vertreten, weil er wichtige Teile der Historiografie zum Thema nicht einbezogen hat. Aber nicht nur mit den empirischen Befunden, sondern auch mit konzeptionellen Debatten der Forschung zur amerikanischen Außenpolitik hat sich Dame offensichtlich kaum auseinandergesetzt: Wenngleich etwa die Vereinigten Staaten für ihn im Spanish-American War von 1898 zur „imperialist and world power“ wurden (S. 19), geht er weder auf die ältere, imperialismustheoretische Forschung zur amerikanischen Außenpolitik noch auf die neueren Empire-Debatte systematisch ein; davon abgesehen liefert er auch keine Definition, was er unter „imperial“ versteht.

Außerdem ist Dames Thesenführung streckenweise strikt deterministisch: Seiner Ansicht nach war der amerikanische Eintritt in den Ersten Weltkrieg unvermeidbar („inevitable“, S. II) – wobei die Argumente, die er dafür vorbringt, recht blass sind. In Dames Darstellung wechseln sich weitgehend deskriptive Passagen ab mit Deutungen, die durch das Material kaum gedeckt werden. Würde es sich um ein Textbook zum Thema handeln, also um eine geraffte, leicht zugängliche Überblicksdarstellung für den amerikanischen Lehrbetrieb, zu dem es in Deutschland kein wirkliches Äquivalent gibt, könnte man Dame einige dieser Schwächen nachsehen. Da Aufmachung und Anspruch jedoch der klassischen Monografie entsprechen, fallen diese Defizite um so gravierender ins Gewicht.

Damit aber nicht der Probleme genug. Im Verlauf der Studie verliert Dame seinen Untersuchungsgegenstand immer wieder aus dem Auge. Stattdessen greift er eine Reihe von Themen auf, die seit dem Ersten Weltkrieg zum Kanon der deutschlandapologetischen Literatur gehören. So werden französische Präventivstoßpläne nach Belgien mit dem Neutralitätsbruch durch das Reich aufgerechnet und die Verantwortung für den Gaskrieg an die Entente-Mächte entsorgt. Durch die neuere Forschungsdebatte zum Thema unbeeindruckt sind daneben seine Ausführungen zur Versenkung der Lusitania oder zum Zimmermann Telegramm, das den amerikanischen Kriegseintritt 1917 mit auslöste. Angesichts der Tendenz, die deutsche Haltung im Ersten Weltkrieg zu entlasten, wundert es kaum, dass Dame sich zum Beleg seiner Thesen immer wieder auf recht dubiose deutsche Publikationen aus den 1920er-Jahren stützt.

Schon das Vorwort des Buches hätte stutzig machen sollen, in dem der Autor mehreren Institutionen dafür dankt, dass sie ihm einen Zugang zum Internet ermöglicht haben. Neben einer Reihe von Primärquellen, die nach keinem systematischen Prinzip erhoben zu sein scheinen, stützt Dame seine Ausführungen wohl weitgehend auf solche Quellen. Für das Unterkapitel zum Beitrag der Afroamerikaner zu den Kriegsanstrengungen der USA – das wiederum völlig losgelöst ist von der Gesamtargumentation des Buches – bezieht Dame allem Anschein nach sein Material komplett von einer eher obskuren Web-Page. Man kann ihm lediglich dafür danken, dass er sich freimütig dazu bekennt. Insgesamt kann man vor dem Buch nur warnen, da man weder etwas Wesentliches über den Aufstieg der USA zur Großmacht, noch neue Erkenntnisse über den Ersten Weltkrieg darin findet. Es wäre besser gewesen, wenn Dame seine seit 1990 gewonnenen Einsichten für sich behalten hätte.

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Published on
19.11.2004
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Diese Rezension entstand im Rahmen des Fachforums 'Connections'. http://www.connections.clio-online.net/
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