Call for Participation – Die Produktion von Globalität

Call for Participation – Die Produktion von Globalität

Organizer
Johannes Großmann und Agnès Vollmer
Venue
Eberhard Karls Universität Tübingen, Seminar für Zeitgeschichte
Location
Tübingen
Country
Germany
From - Until
08.06.2018 - 09.06.2018
Deadline
18.05.2018
Website
By
Johannes Großmann und Agnès Vollmer

Als Gegenwartsdiagnose hat der Begriff der „Globalisierung“ in den letzten zwanzig Jahren eine enorme politische und gesellschaftliche Wirkmacht entfaltet. Gerade deshalb scheint seine Verwendung als Analysebegriff für historische Sachverhalte und Entwicklungen jedoch problematisch. Der Workshop möchte das, was im heutigen Alltagsdiskurs als „Globalisierung“ bezeichnet wird, aus einer akteurszentrierten Perspektive beleuchten, kritisch hinterfragen und historisieren. „Globalisierung“ wird in diesem Sinne weniger als ein unaufhaltsamer struktureller Metaprozess verstanden, der gewissermaßen über die Welt und Menschen „hereinbricht“. Vielmehr erscheint sie als eine überhaupt erst durch das Denken und Handeln von Zeitgenossen produzierte Kategorie.
Im Zentrum des Interesses steht daher, wie Menschen als Produzenten von Globalität in Erscheinung traten, wie sie sich die Welt vorstellten und intellektuell durchdrangen, sich „globale“ Räume aneigneten und die darauf basierenden Eindrücke und Erfahrungen in symbolische Deutungen überführten. Individuelle und kollektive Akteure erscheinen in dieser Perspektive nicht mehr als passive Objekte und Getriebene der „Globalisierung“, sondern als aktive Subjekte und Produzenten einer durch Konzepte, Alltagspraktiken und Repräsentationen bzw. Inszenierungen hervorgebrachten und immer wieder von neuem ausgehandelten Globalität. Der Ansatz interessiert sich dabei gleichermaßen für Prozesse der Annäherung, des Transfers und der Verflechtung wie für Phänomene der Entfremdung, der Abgrenzung und der Abschottung.
Der Workshop widmet sich fünf miteinander verschränkten Fragekomplexen:
1) Welche Rolle spielten neue Technologien, Infrastrukturen und Kommunikationsmittel für die Auslotung, Erschließung und Aneignung „globaler“ Kontakt- und Handlungsräume?
2) Mit welchen Diskursen, Metaphern und Visualisierungen versuchten Akteure, Globalität zu erfassen, zu konstruieren und zu vermitteln? Wer waren Adressaten und Rezipienten solcher Welt-Bilder?
3) Wie verhielt sich die Produktion von Globalität zu alternativen Deutungsmustern und ideologischen Angeboten? Wie war ihr Einfluss auf vorhandene soziokulturelle und religiöse Traditionen? Wie wirkte sie auf vorhandene Selbst- und Fremdbilder zurück?
4) Wer verfügte über geeignete Machtmittel und Ressourcen, um bestimmte Vorstellungen von Globalität zu verbreiten und zu popularisieren? Welche Rolle spielten wissenschaftliche Diagnosen und Analysen in diesem Zusammenhang?
5) Lassen sich spezifische historische Konjunkturen und Zäsuren ausmachen? Ist die Produktion von Globalität ein Phänomen der „Moderne“? Oder handelt es sich eher um eine anthropologische Konstante mit unterschiedlichen zeitlichen Ausprägungen?
Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf der Diskussion von Texten zu einschlägigen Themengebieten aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die von Postdocs moderiert werden. Drei Keynotes von Klaus Gestwa (Tübingen) zur blockübergreifenden Wissenschafts- und Technikgeschichte des Kalten Krieges, von Sven Reichardt (Konstanz) über die Globalgeschichte des Faschismus und von Jan Eckel (Tübingen) zur Historisierung von Globalisierungsdiskursen sollen den Ansatz anhand konkreter Beispiele auf die Probe stellen.

Der Workshop ist ganz bewusst nicht als Vortragsveranstaltung, sondern als offenes Diskussionsforum konzipiert. Teilnehmen können Doktoranden, Postdocs und Studierende in der Examensphase, die an entsprechenden Projekten arbeiten oder sich einfach nur für das Thema interessieren. Ein digitaler Reader mit den Textgrundlagen für die Diskussionsrunden wird 10 Tage vor Beginn der Veranstaltung zur Verfügung stehen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Allerdings steht nur eine begrenzte Zahl von Plätzen zur Verfügung. Anfahrt und Unterbringung müssen selbst finanziert werden.

Anmeldungen per E-Mail werden bis zum 18.5.2018 entgegengenommen von agnes-sophie.vollmer@uni-tuebingen.de.

Programm

Beginn: 8.6.2018, 13:00 Uhr, Ende: 9.6.2018, 17:00 Uhr

Contact (announcement)

Agnès Vollmer

Universität Tübingen Seminar für Zeitgeschichte Wilhelmstr. 36 (Hegelbau) 72074 Tübingen

agnes-sophie.vollmer@uni-tuebingen.de


Editors Information
Published on
03.05.2018
Classification
Temporal Classification
Regional Classification
Additional Informations
Country Event
Language(s) of event
German
Language of announcement