Kosmopolitismus - Eine Idee und ihre Geschichte seit der Aufklärung. Meisterkurs 2018 mit Jürgen Osterhammel

Kosmopolitismus - Eine Idee und ihre Geschichte seit der Aufklärung. Meisterkurs 2018 mit Jürgen Osterhammel

Organizer
Klassik Stiftung Weimar, Forschungszentrum Laboratorium Aufklärung, FSU Jena
Venue
Klassik Stiftung Weimar Referat Forschung und Bildung
Location
Weimar
Country
Germany
From - Until
09.07.2018 - 12.07.2018
Deadline
25.05.2018
By
Annette Schöneck

Seit der Antike gibt es in Europa eine universalistische Denktradition, die zu unterschiedlichen Zeiten verschieden starken Anklang fand, aber niemals völlig verschwand. Der aus dieser Tradition resultierende Kosmopolitismus oder Weltbürgergedanke ist in den letzten Jahren erneut ausgiebig diskutiert worden. »Kosmopolitismus« wurde zu einem Zentralbegriff der Sozialwissenschaften und zu einem wichtigen Thema der Philosophie. Die damit verbundene politisch-moralische Haltung erscheint vielfach als naheliegendes Komplement von »Globalisierung« in der realen Welt. Zugleich sind »kosmopolitische Eliten« zur Zielscheibe von nationalistisch-populistischen ebenso wie kapitalismuskritischen Angriffen en geworden.
Kosmopolitismus steht erneut – wie schon mehrmals in den vergangenen Jahrhunderten – unter Rechtfertigungsdruck.

Der Meisterkurs ist vorwiegend ideengeschichtlich ausgerichtet. Er setzt zeitlich um 1770 an, also in der »Spätaufklärung«, als die Wünschbarkeit von Kosmopolitismus unter europäischen Intellektuellen nahezu unbestritten war, aber auch die praktischen Schwierigkeiten einer allgemeinen Menschheitsverbrüderung
deutlich zutage traten. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert differenzierte sich der »klassische« Kosmopolitismus
aus, und es entstanden Strömungen wie eine – heute erneut aktuelle – Freihandelslehre oder grenzüberschreitende internationalistische Bewegungen (Sozialismus, Pazifismus, Feminismus,
eine humanitär motivierte Kolonialkritik). Abschließend soll gefragt werden, ob es sinnvoll ist, ganze Gesellschaften als »kosmopolitisch« zu bezeichnen, und welche Ausprägungen weltbürgerliche Vorstellungen außerhalb der europäischen Tradition gefunden haben.

Wissenschaftliche Meisterkurse in Weimar
In der künstlerisch-musikalischen Berufsausbildung gehört der »Meisterkurs« zu den besonders attraktiven Lehrangeboten, da er Studierenden die Möglichkeit erö net, für einige Tage mit international renommierten Künstlerinnen und Künstlern eng zusammenzuarbeiten. Seit einigen Jahren setzen die Klassik Stiftung Weimar und das Forschungszentrum Laboratorium Aufklärung der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Idee des Meisterkurses auch im wissenschaftlichen Kontext um. Angesprochen sind junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit den Forschungen und Ideen einer herausragenden Gelehrtenpersönlichkeit intensiv auseinandersetzen
wollen.

Teilnahmebedingungen
Am Meisterkurs können maximal zwanzig Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler teilnehmen. Interessierte reichen bitte auf dem Postweg oder per E-Mail einen tabellarischen Lebenslauf sowie ein kurzes Motivationsschreiben ein. Nach erfolgreicher Anmeldung erhalten alle Teilnehmenden einen ausführlichen Reader mit Texten zur Vorbereitung
auf den Meisterkurs.
Für die Teilnahme am Meisterkurs sowie das kulturelle Rahmenprogramm wird eine Gebühr von 120Euro erhoben.
Alle Kursteilnehmenden haben freien Eintritt in sämtliche Einrichtungen der Klassik Stiftung Weimar: in die Museen, Schlösser und Parkanlagen, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek sowie das Goethe- und Schiller-Archiv.

Jürgen Osterhammel studierte in Marburg, Hamburg,
Kassel und an der London School of Economics. Nach Professuren
an der FernUniversität in Hagen und am Institut Univer
sitaire de Hautes Études Internationales (Genf) war er von
1999 bis März2018 Professor für Neuere Geschichte mit dem
Schwerpunkt 19. und 20.Jahrhundert an der Universität Konstanz.
Seine Arbeitsthemen liegen in der internationalen, globalen
und vergleichenden Geschichte mit einem besonderen
Akzent auf der Geschichte der Beziehungen zwischen Europa
und Asien. Mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (2010) baute er in Konstanz
die Forschungsstelle »Globale Prozesse« auf (2010–2018).
Er erhielt 2017 den Toynbee Prize und wurde im gleichen Jahr
in den Orden Pour le Mérite gewählt. Er ist Mitglied von sechs
in- und ausländischen Akademien und Ehrendoktor des European
University Institute in Florenz.

Neuere Schriften in Auswahl
Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im
18. Jahrhundert (2. Au ., München 2010), überarbeitet und erweitert
als: Unfabling the East. The Enlightenment’s Encounter with
Asia (Princeton 2018); Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte
des 19. Jahrhunderts (München 2009), aktualisiert als: The
Transformation of the World. A Global History of the Nineteenth
Century (Princeton 2014); Die Flughöhe der Adler. Historische
Essays zur globalen Gegenwart (München 2017). Mit Akira Iriye
gibt er parallel in München und Cambridge (MA) eine sechsbändige
Geschichte der Welt heraus (bisher 5 Bände der deutschen
Ausgabe, 2012–2017).

Programm

Montag, 9. Juli 2018
ab 13.00 Uhr
Empfang und Registrierung der Teilnehmenden

13.30 Uhr
Begrüssung und Einführung in den Meisterkurs
durch Jürgen Osterhammel

14.00 Uhr
Vorstellung der Teilnehmenden

15.15 Uhr | Pause
Sektion 1: Weltbürgerlichkeit – Normalität und Provokation

15.45 Uhr
Gastfreundschaft / Hospitalität als Motiv der Aufklärung
Seminar

17.30 Uhr
Die Welt zu Gast bei Goethe
Führung durch das Goethe-Nationalmuseum mit Wohnhaus

Dienstag, 10. Juli 2018
Sektion 2: Grundpositionen um 1800

09.00 Uhr
Weltreisende als Weltbürger
Seminar

10.30 Uhr | Pause

11.00 Uhr
Weltliteratur und Weltrecht
Seminar

12.30 Uhr | Mittagspause

15.00 Uhr
Zeugnisse des Kosmopolitismus
Führung durch das Goethe- und Schiller-Archiv

Abendvortrag
19.00 Uhr | Friedrich-Schiller-Universität Jena
Widerstände gegen Weltbürgerlichkeit

Mittwoch, 11. Juli 2018
09.00 Uhr
Die Idee der Weltliteratur und die Herzogin Anna
Amalia Bibliothek
Führung durch das historische Bibliotheksgebäude
und das Studienzentrum

Sektion 3: Kosmopolitismus im 19. und frühen 20. Jahrhundert
11.00 Uhr
Kosmopolitismus und Kapitalismus
Seminar

12.30 Uhr | Mittagspause

15.00 Uhr
Kosmopolitismus und Revolution
Seminar

16.30 Uhr | Pause

17.00 Uhr
Kosmopolitismus und Sozialgeschichte: Können Gesellschaften kosmopolitisch sein?
Seminar

Donnerstag, 12. Juli 2018
Sektion 4: Konzepte des Kosmopolitismus – Erweiterung des Spektrums

09.00 Uhr
Kosmopolitismus in Asien
Seminar

10.30 Uhr | Pause

11.00 Uhr
Afrikanische und afro-amerikanische Perspektiven
Seminar

12.00 Uhr
Aktuelle westliche Positionen des Kosmopolitismus
Seminar und Abschlussdiskussion

13.30 Uhr | Ausklang

Contact (announcement)

Klassik Stiftung Weimar
Referat Forschung und Bildung
Annette Schöneck
 + 49 (0) 36 43 | 545-553
annette.schoeneck@klassik-stiftung.de

www.klassik-stiftung.de
Editors Information
Published on
13.05.2018
Classification
Regional Classification
Additional Informations
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Language(s) of event
German
Language of announcement