Die kommunikative Konstruktion des "Anderen". Das Bild des Moslem in der europäischen Welt - das Bild des Christen in der islamischen Welt

Die kommunikative Konstruktion des "Anderen". Das Bild des Moslem in der europäischen Welt - das Bild des Christen in der islamischen Welt

Organizer
Karl-Franzens-Universität Graz, Institut für Geschichte, Allgemeine Geschichte der Neuzeit, Prof. Dr. Gabriele Haug-Moritz, Heinrichstr. 26/IV, A - 8010 Graz Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Historisches Seminar I, HD Dr. Ludolf Pelizaeus, Jakob Waldener Weg 18, D - 55122 Mainz
Venue
Karl-Franzens-Universität Graz, ReSoWi-Zentrum, Hörsaal A2, Universitätsstr. 15, A - 8010 Graz
Location
Graz
Country
Austria
From - Until
28.11.2007 - 30.11.2007
Website
By
Verena Kasper

Konstitutiv für die Bilder, die in den Köpfen der Menschen das Wissen um das Eigene bestimmen, ist der „Andere“. Nur wenige Narrative der frühneuzeitlichen Geschichte Europas sind dabei bis in unsere Gegenwart hinein so wirkmächtig für unser Weltbild geblieben wie das in den verschiedensten medialen Formen visuell wie diskursiv vermittelte „Bild des Moslems“. Erst jüngst, als die österreichische Politik ihre Vorbehalte gegen die Aufnahme der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei ostentativ in Szene setzte, wurde dies wieder besonders offenkundig. Dass die lateinische Christenheit sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts insgemein mit dem zu Wasser wie zu Lande expansiven „Türken“ konfrontiert sah, war die Voraussetzung, dass sich im Vorzeichen der Medienrevolution um 1500 das medial propagierte Türkenbild zu einem transnationalen „Antagonismusnarrativ“ (Höfert) verdichten konnte, das noch heute das europäische Verständnis vom „Islam“ prägt.
Die (geschichts-)wissenschaftliche Forschung hat den zentralen Stellenwert des Feindbildes „Moslem“ für die Identitätskonstruktionen der frühneuzeitlichen Gesellschaften Europas erkannt, sie hat es allerdings bislang ebenso unterlassen, dies in einer vergleichenden Perspektive zu tun wie sie dem „Gegenbild“, dem Bild des Christen in der islamischen Welt der Frühen Neuzeit, eingehendere Aufmerksamkeit geschenkt hat. Nur dann jedoch, wenn es gelingt, die Genese und die Inhalte der Wahrnehmungsstereotypen, die den Blick auf den „Anderen“ bestimmen, zu vergegenwärtigen, besteht die Chance, die Bilder in unseren Köpfen zu verändern und damit einen Impuls zu geben, von dem zu hoffen steht, dass er einen interkulturellen Dialog auf neuer Grundlage den Weg bereitet.

Programm

Mittwoch, den 28.11.2007

09.00 – 09.30 Uhr Eröffnung und Grußworte

09.30 – 11.00 Uhr
Kommentator: Dr. Andras Forgó, Kath. Péter Pászmány Universität Budapest/ Piliscaba

Die türkischen Motive in der Selbstdarstellung der Adeligen in den böhmischen Ländern am Beginn der Neuzeit
Prof. Dr. Václav Buzek, Universität Ceske Budejovice (Budweis)

Erblande gegen Erbfeinde. Die österreichischen Länder und das Osmanische Reich in der Frühen Neuzeit
Prof. Dr. Karl Vocelka, Universität Wien

11.30 – 13.00 Uhr
Kommentator: HD Dr. Ludolf Pelizaeus, Universität Mainz

Europe and the Turks in Early Modern Age. A Representation of “otherness” according to the Popes and Doges
Dr. Mustafa Soykut, Universität Ankara

Muslim Heroes in Early Modern French Literature: Inventing History
Dr. Anne Duprat, Universität IV (Sorbonne) Paris

14.30 – 16.00 Uhr
Kommentatorin: Dr. Almut Höfert, Universität Basel

Frauen, die reisen…Zum Bild des Fremden in der polnischen Reiseliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts
Dr. Malgorzata Morawiec, Institut für Europäische Geschichte Mainz

Feind, Fremder, Untertan. Zum Bild des Moslem im frühneuzeitlichen Zarenreich
Prof. Dr. Jan Kusber, Universität Mainz

16.30 – 18.00 Uhr
Das Türkenbild in der/(n) Literatur(en) des englisch (und deutsch)sprachigen Raumes Europas zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert
Prof. Dr. Nedret Kuran-Burcoglu, Universität Istanbul

Scheherazade’s Shadow in the Dutch Republic: Eighteenth-Century Oriental Tales and the Images of Orient and Islam
Dr. Christien Dohmen, Delft

Donnerstag, den 29.11.2007

09.00 – 10.30 Uhr
Kommentator: PD Dr. Peter Rauscher, Universität Wien

Der türkische Orient in Musik und Musikforschung. Zu den Diskursen zwischen 1550 und 1740
PD Dr. Ralf Martin Jäger, Universität Münster

„Erbfeind der Christenheit“. Türkenpredigten im 16. und 17. Jahrhundert
Dr. Nobert Haag, Universität Tübingen

11.00 – 12.30 Uhr
Von der Magd zur Herrin. Zur Geschichte der orientalischen Studien in Österreich und der Beitrag Joseph von Hammer-Purgstalls zu ihrer Emanzipation und Internationalisierung
Prof. Dr. Markus Köhbach, Universität Wien

The view of the Muslim past in 19th and 20th century Spain
David Parra, Universität Valencia

14.30 – 16.00 Uhr
Stadtführung: Auf den Spuren der Osmanen in Graz
Prof. Dr. Alois Kernbauer, Universität Graz
Treffpunkt: Universität Hauptgebäude, Universitätsplatz 3

18.00 – 19.30 Uhr
„Turquerien“ – Islamische Kulturen im Spiegel europäischer Cembalo- und Kammermusik des 17./ 18. Jahrhunderts, Konzert mit Studierenden der KUG Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz, in Kooperation mit dem Institut für Alte Musik und Aufführungspraxis
Prof. Eva-Maria Pollerus, KUG Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz
Veranstaltungsort: Florentinersaal, Palais Meran, Leonhardstraße 15, 8010 Graz

Freitag, den 30.11.2007

09.00 – 10.30 Uhr
Kommentator: HD Dr. Ludolf Pelizaeus

Die Rhetorik des Fremden. Visuelle Praktiken einer pluri-religiösen Kunstproduktion – Christen, Muslime und Hindus in der Hofkultur des indischen Mogulreichs.
Prof. Dr. Monica Juneja, Universität Delhi, Indien/ Emory University, Atlanta, USA

Das frühneuzeitliche Europa aus osmanischer Sicht
Dr. Henning Sievert, Universität Zürich

11.00-13.00 Uhr
Die Wahrnehmung der europäischen Welt in Persien
Prof. Dr. Monica Gronke, Universität Köln

Verborgener Groll: Christen aus der Sicht der Juden im Alten Reich während der Frühen Neuzeit
Dr. Stefan Litt, Hebrew University Jerusalem

Schlussdiskussion
Moderation: Prof. Dr. Gabriele Haug-Moritz/ HD Dr. Ludolf Pelizaeus

Contact (announcement)

Verena Kasper

Karl Franzens Universität Graz, Institut für Geschichte

0043 (0)316 380 8095

verena.kasper@uni-graz.at


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Published on
15.11.2007
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Language(s) of event
German
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