Rev. by Robert Heinze, Abteilung Geschichte Afrikas, Deutsches Historisches Institut Paris
Die Geschichte des Neoliberalismus wird immer noch mit wenigen Ausnahmen als eine auf die globalen kapitalistischen Zentren fokussierte Geschichte geschrieben, in der der globale Süden oft als Opfer von Prozessen, die anderswo entschieden wurden, vorkommt.[1] Jonas Kreienbaum hat mit seinem Buch „Das Öl und der Kampf um die Neue Weltwirtschaftsordnung“ eine Studie vorgelegt, die die „Dritte Welt“ und ihren großangelegten Versuch, eine Umstrukturierung des globalen Kapitalismus zu erreichen, ins Zentrum stellt.
Dass diese „Neue Weltwirtschaftsordnung“ (NWWO) – als ideologischer Entwurf wie als konkreter Maßnahmenkatalog zur Gestaltung einer gerechteren Weltordnung – letztlich scheiterte, ist, so zeigt Kreienbaum, nicht allein Resultat der Verweigerung und aktiven Bekämpfung der NWWO durch westliche Staaten; vielmehr war es auch die im Verlauf des Versuchs immer stärker zutage tretende Uneinigkeit und Interessensdivergenz der „Dritten Welt“ selbst, die es ihr immer schwerer machte, die NWWO auf globaler Ebene durchzusetzen.
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