Das Fundament der amerikanisch-europäischen Partnerschaft scheint brüchig zu werden. Die gemeinsame Wertebasis wird partiell in Frage gestellt, ökonomische Konflikte nehmen zu, das Misstrauen wächst, indem der eine als „Haudegen“, der andere als „Trittbrettfahrer“ apostrophiert wird. Wortführer in den USA wenden sich dem Pazifik zu oder propagieren Isolationismus, in der EU pochen einige auf Europas Eigenständigkeit und mancher scheint in der Abgrenzung zu den USA eine Chance für die Etablierung einer EU-Identität zu wittern. Dabei sind die Einstellungen zu den USA in einzelnen europäischen Ländern sehr unterschiedlich und beruhen auf jeweils spezifischen historischen Erfahrungen, Projektionen und selektiven Wahrnehmungen. Nicht selten verdanken die USA ihre Popularität dadurch, dass einzelne europäische Völker sich gerade mit ihrer Hilfe den Vorherrschaftsbestrebungen anderer europäischer Länder erwehrten.
Diese unterschiedlichen Prägungen und Haltungen schaffen nicht nur Irritationen innerhalb der EU, sondern behindern auch eine Diskussion über gemeinsame politische Handlungsperspektiven. Hier steht die historisch-politische Bildung vor einer großen Aufgabe. Eine Zusammenführung und Analyse der verschiedenen Diskurse über Amerika kann Missverständnisse und Konflikte beseitigen helfen und die Suche nach gemeinsamen europäischen Positionen erleichtern. Die deutsch-tschechische Schulbuchkommission will dies exemplarisch initiieren, indem sie eruiert, welches Wissen und welche Einstellungen zu Amerika im schulischen Unterricht und in der Populärkultur beider Länder vermittelt wurden und werden. Das transatlantische Verhältnis wird somit gewissermaßen durch die deutsche und die tschechische Brille betrachtet und reflektiert.
Auf der Konferenz wird es um ein breites Themenspektrum von der Entwicklung der amerikanischen Demokratie über Migration in die USA, die Rolle der USA in den Weltkriegen, Vietnamkrieg, Protestbewegung und Jugendkultur, die Weltmachtposition der USA bis hin zur gemeinsamen Mitgliedschaft in der NATO und die gegenwärtigen Irritationen gehen. Hierbei soll nicht nur die Behandlung dieser oder anderer Themen in gegenwärtigen Lehrmaterialien und Medien vorgestellt werden, ebenso können Amerika-Bilder in deutschen und tschechoslowakischen Schulbüchern aus der Zeit des Ost-West-Konflikts Thema von Vorträgen sein. Denkbar sind als Quellenbasis nicht nur Geschichtsbücher, sondern auch Lehrbücher und -materialien für Geographie, Sozialkunde und Englisch. Das Bildinventar dieser Publikationen kann ebenfalls analysiert werden. Bezüglich der Amerika-Bilder in der Populärkultur kommen Spielfilme, Musikkultur, Belletristik, Magazine usw. in Frage.
Als Ergebnisse der Konferenz sind Empfehlungen für Schulbuchverlage sowie eine Online-Publikation der Konferenzbeiträge auf der Plattform EDUMERES des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung angedacht.
Die Reisekosten der eingeladenen Referenten werden durch den Veranstalter getragen. Tagungssprachen sind Deutsch und Tschechisch.
Themenvorschläge (kurzes Exposé) im Umfang von ca. 2000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) richten Sie bitte bis zum 15. Juli 2018 an die Kontaktperson